Bäume im Winter bestimmen - mitunter keine einfache Angelegenheit   (Foto: Kauer)
Bäume im Winter bestimmen - mitunter keine einfache Angelegenheit (Foto: Kauer)

Baumbestimmung im Winter (09.12.2012)

(wk) Das Wetter war für diese winterliche Exkursion wie bestellt: Stunden vorher noch dichte Schneeflocken, die den Borsumer Wald in eine Winterlandschaft verwandelten. Zum Beginn der Exkursion klärte der Himmel dann auf.

 

  Der Verein hatte sich heute das erste Mal mit dem Thema „Baumbestimmung im Winter“ beschäftigt. Eine Besonderheit insofern, als üblicherweise Blätter, Blüten, Früchte, Rindenstruktur und Wuchs bei der Bestimmung von Bäumen helfen. Ulla Kaeser zeigte den Exkursionsteilnehmern heute anhand einiger im Borsumer Wald häufig vorkommender Arten, dass es auch im Winter möglich ist, zum Beispiel anhand typischer Knospenformen und –farben und weiterer Hinweise solche Bestimmungen vorzunehmen. Wobei das Problem besteht, bei einem erwachsenen Baum "in Knospenhöhe" zu gelangen. Besser eignen sich dann aufgelaufene junge Bäume.

Wie in jeder Wissenschaft üblich, so verfügt auch die Botanik über eine Fachsprache mit feststehenden, inhaltlich genau definierten Begriffen, die in den Bestimmungsbüchern immer wieder auftauchen. Hier einige Begriffe, die bei der Beschreibung bzw. Bestimmung von Knospen und Zweigen Verwendung finden:

Quelle: http://www.naturscouts.at/downloads/wald2/wa2_infoblatt_baumbestimmung.pdf
Quelle: http://www.naturscouts.at/downloads/wald2/wa2_infoblatt_baumbestimmung.pdf

Doch zurück zu unserer Exkursion. Wir haben uns heute auf relativ wenige, jedoch häufiger vorkommende Arten beschränkt, um dem Gedächtnis eine Chance einzuräumen, möglichst viel Informationen nach Hause „mitzunehmen“.

 

Anm.: die nachfolgenden grafischen Darstellungen sind dem Buch von

Gottfried Ammann

Bäume und Sträucher des Waldes

Taschenbildbuch der Neumann-Neudamm AG, Melsungen, 2006

entnommen.

 

 

 

 

Bei der Esche zum Beispiel sind im Winter die gefiederten Blätter nicht zu sehen. Auch nicht die in dichten Büscheln stehenden pupurnen oder violetten Blüten. Im Winter zeigt die Esche aber sog. gegenständige (d.h. sich auf dem Zweig rechts und links in „gleicher Höhe“ gegenüber stehende) Knospen, halbkugelförmig, mattschwarz, über großen Blattstielnarben auf vorspringenden Blattkissen stehend. Die Endknospen sind größer, sie werden von Seitenknospen flankiert.

Knospe der Esche (Foto: Kauer)
Knospe der Esche (Foto: Kauer)

 

 

Im Borsumer Wald findet man sowohl Rotbuchen als auch Hainbuchen. Markant ist die unterschiedlich strukturierte Rinde. Auch im Winter kann man beide Arten gut voneinander trennen.

 

 

 

 

 

 

 

Typisch für die Hainbuche ist ihre Rinde, deren gefaserte, längsgefurchte Struktur (eine Art Netzmuster) das Ergebnis eines ungleichmäßigen sternförmigen Wachstums des Holzes ist. Bei älteren Bäumen ist diese Spannrückigkeit besonders gut zu erkennen. Die Hainbuche ist eigentlich keine „echte“ Buche, sie gehört botanisch zu den Birkengewächsen.

 

Die winterlichen Knospen der Hainbuche sind zweizeilig, anliegend, die männlichen Kätzchen größer und abstehend.

 

 

 

Die Rinde der Rotbuche ist dünn, glatt, zunächst silbergrau und unverborkt. Einzelne Buchen, die Borkenbildung zeigen, werden "Steinbuchen" genannt. Weiße, handtellergroße Flecken auf der silbergrauen Buchenrinde werden von einem für sie harmlosen Pilz, dem Weißen Rindenpilz, hervorgerufen.

 

Die Knospen sind ebenfalls zweizeilig, jedoch weit abstehend, lang- spindelförmig. Die Blütenknospen dick , silberglänzend.

 

 

 

 

Die Knospen des Bergahorns sind gegenständig angeordnet, charakteristisch ist die grüne Farbe der Knospen (genauer: die Schuppen der Knospe sind gelbgrün, braun berandet). Die Endknospe an der Spitze des Zweiges ist größer, sie wird von Seitenknospen flankiert.

Neben der Hainbuche ist die Stieleiche die Art, die bei uns den Waldtyp (Hainbuchen-Stieleichenwald auf Schwarzerde) prägt.

 

 

 

 

Bei der Stieleiche sitzen die Früchte zu zweit oder zu dritt an langen Stielen (im Unterscheid zur Traubeneiche, wo die Eicheln meist in dichten Gruppen – traubenartig – direkt am Zweig sitzen).

 

Übrigens: im nächsten Jahr werden wir eine Exkursion zu einem Waldgebiet unternehmen, in dem – anders als im Borsumer Wald – Traubeneichen zu sehen sein werden.

 

Bei der Stieleiche sitzen die Knospen auf großen Blattkissen. Die Endknospe ist größer, meist von Seitenknospen umgeben. Die Knospen sind braun und vielschuppig.

 

 

 

 

 

Auch die Kirsche ist an ihrer charakteristisch glatten, graubraunen und glänzenden, mit rostfarbener Querbänderung und in Querbändern sich ablösender Korkhaut relativ gut zu erkennen. Wir haben an jungen, nachwachsenden Exemplaren ebenfalls die Knospen betrachten können. Die Knospen sind spiralig angeordnet, glänzend-braun, spitz-eiförmig, vielschuppig und seitlich abstehend. An den Kurztrieben sitzen sie oft gebündelt.

 

 

 

 

 

Nach der Rückkehr aus dem Winterwald schmeckte der heiße Kaffee doppelt gut. Die Erkenntnis bleibt, dass nach dieser Exkursion noch fleißig geübt werden muss, damit nicht zu viel wieder in Vergessenheit gerät. Schwierig ist es allemal, denn die Natur richtet sich nicht nach den Bestimmungsbüchern, jeder Zweig sieht anders aus. Das Auge muss erst einen „Blick“ für die wesentlichen Merkmale entwickeln, auf die es bei der Bestimmung ankommt. Die heutige Exkursion war jedenfalls schon einmal ein sehr guter Einstieg in eine interessante Materie.