Presse, Presse, Presse

Anmerkung: weitere Presseartikel aus 2013 befinden sich ab sofort im Archiv

 

 

 

HALOKAZ 2/2016

Alle Jahre wieder – Nistkastenreinigung

 

 

Jedes Jahr zum Ende des Winters reinigen einige Mitglieder des Naturschutzvereins Borsumer Kaspel im OVH die von uns aufgehängten Nistkästen. Wir erledigen die Arbeit zu dieser Zeit, damit die Bewohner über Winter noch Schlafmöglichkeiten vorfinden und das neue Brutjahr noch nicht begonnen hat.

Unter der Regie von Reinhard Gronau wurden dieses Mal alle Kästen durchnummeriert. Das hat mehrere Gründe. Wir können so bei der Reinigung alle eventuellen Beschädigungen dem jeweiligen Kasten zuordnen und notwendige Reparaturarbeiten zu gegebener Zeit ohne lange Sucherei erledigen. Auch wird tabellarisch erfasst, ob der Kasten von Brutvögeln angenommen wurde. Sollte sich über mehrere Jahre herausstellen, dass dem nicht so ist, muss über eine Anbringung an anderer Stelle nachgedacht werden. Wir versuchen auch die Brutvogelart anhand des Nestbaus zu bestimmen, was insbesondere bei den beiden Meisenarten (Kohl- und Blaumeise) nicht leicht ist und wir so einfach nur Meise notieren.

Zu betreuen sind mittlerweile 100 Kästen von denen 20 Stück von den „Naturkids“ unter Anleitung von Nina Lipecki und Jeanette Raulfs bemalt und im Borsumer Wald aufgehängt werden. Eine tolle Beschäftigung für die Kinder. Bei Spaziergängen mit ihren Eltern werden sie sich sicherlich noch lange darüber freuen und gespannt beobachten, welcher Vogel wohl aus „ihrem“ Kasten ein- und ausfliegt.

Diese Kästen sind aus Holz gefertigt. Alle anderen bestehen aus Holzbeton. Diese Zusammensetzung gewährleistet eine lange Haltbarkeit, weil sie witterungsbeständiger sind und von Spechten nicht beschädigt werden können. Diese erweitern nämlich bei der Such nach Nahrung oft die Einfluglöcher oder hämmern die Fugen auf. So können Regen und Wind eindringen und es erleichtert Nesträubern die Arbeit. Diese Holzbetonnistkästen können wir leider nicht selbst herstellen. Deshalb werden sie vom Verein nach und nach käuflich erworben und aufgehängt.

Von den 100 Nistkästen waren 88 besetzt, das heißt, es war Nistmaterial in größeren Mengen verbaut worden. Ob es jedes Mal zu einer erfolgreichen Brut gekommen ist, kann man nur spekulieren, ist aber nicht sehr wahrscheinlich. Manche Kästen waren auch doppelt besetzt, das heißt, es fand erst eine Meisenbrut statt und anschließend bauten Feldsperlinge ein Nest darauf. Nichts ungewöhnliches, da die Vögel in der Regel mehrere Bruten machen. Etwa 20 Nesthilfen werden außerhalb des Waldes auf öffentlichen Grundstücken (z. B. Friedhof, Heinrich-Ruhen-Platz und am Bruchgraben) angeboten.

10 x Feldsperlinge, 5 x Kleibr und 79x Meisennester konnten wir notieren. Interessant wird sein, wie sich der Artenentbestand und die Belegung weiter entwickelt.

Wir werden sicherlich auch in den nächsten Jahren Nistkästen anschaffen und aufhängen. Ob wir das auch auf andere Orte ausweiten können, wird die Zeit zeigen. Für Anregungen sind wir aber immer dankbar.

 

 

Ansprechpartner ist Winfried Kauer, Königsberger Str. 3b, 31177 Harsum oder per Mail:

naturschutz-borsum@web.de.

 

Wir wünschen allen viel Gesundheit und Freude an unserer wunderschönen Natur. Wer Interesse und Spaß an der Umwelt hat, ist bei uns gern gesehen.

 

Walter Wedig

Naturschutzverein Borsumer Kaspel

 

 

 

 

HALOKAZ 2/2016

Vogel des Jahres 2016:  Der Stieglitz

 

 

 

Als der liebe Gott den Vögeln ihre Farben gab, blieb der Stieglitz bescheiden in der hintersten Ecke sitzen. Schließlich kam er als Letzter zum lieben Gott, der hatte aber keine Farbe mehr. Da suchte er aus jedem Topf noch einen kleinen Tupfer für den Stieglitz. So kam die bunte Mischung zustande. 

 

Eine kräftig rote Gesichtsmaske, weißer Kopf, schwarzer Nacken und Oberkopf, eine breite leuchtend gelbe Binde auf den schwarzen Flügeln, hellbrauner Rücken, ein gegabelter schwarzer Schwanz mit weißen Flecken, ein spitzer elfenbeinfarbener Schnabel und bräunliche Brust und Flanken sind die Kennzeichen des Stieglitzes. Beide Geschlechter haben ein gleiches Aussehen, lediglich die rote Gesichtsmaske ist beim Männchen etwas größer und dunkler.

 

Der Stieglitz kommt in Westeuropa bis Sibirien, Nordafrika und in West- bis Zentralasien vor. In Südamerika, Australien und auf Neuseeland wurde er vom Menschen eingeführt. Offene baum- und strauchreiche Landschaften sind sein Lebensraum. Er ist an Waldrändern, in Feldgehölzen, in Heckenlandschaften, in Streuobstwiesen und in Parks zu sehen.

 

Die Nahrung besteht aus halbreifen und reifen Samen von Bäumen und Wiesenpflanzen. Unter den über 150 nachgewiesenen Kräutern liebt er besonders Disteln, Ampfer, Wegerich, Sonnenblumen, Kornblumen, Wegwarte, Flockenblumen und Birkensamen. Auch kleine Insekten, wie Blattläuse, werden besonders während der Brutzeit gefressen. Wer Wildblumen im Garten bis zur Samenreife stehen lässt, kann den Stieglitz im Sommer wunderbar beobachten, wie er akrobatisch kopfunter hängend Samen pickt, oder wie er auf dünnen Stängeln sitzt und seitlich Schritt für Schritt durch sein Körpergewicht den Stängel nach unten biegt um leichter an den Samen zu gelangen. 

 

Der Stieglitz brütet meist zweimal im Jahr. Im April und im Juli. Bei der Balz spreizt das Männchen seine Flügel und präsentiert seine gelben Flügelbinden.  Dabei lässt es seinen Gesang hören und pendelt mit dem Körper hin und her. Das Nest wird meist in hohen Sträuchern oder Bäumen in eine Astgabel aus Halmen, Stängeln und kleinen Wurzeln gebaut und mit feinen Fasern, Federn und Wolle ausgepolstert. Das Gelege besteht aus fünf weißen Eiern, die mit kleinen braunen und roten Flecken versehen sind. Nur das Weibchen brütet 12-14 Tage. Es verlässt in dieser Zeit das Nest nur zum Koten und wird vom Männchen mit Nahrung versorgt. Bis zum 7. Tag werden die geschlüpften Jungvögel nur aus dem Kropf des Weibchens gefüttert. Danach werden beide Altvögel angebettelt, und die Jungen werden mit allerlei Sämereien und kleinen Insekten von beiden gefüttert. Nach 14 Tagen verlassen die Jungvögel das Nest und werden im Geäst sitzend weiterhin von den Altvögeln versorgt. Ab dem 30. Tag sind sie selbstständig.

 

Außerhalb der Brutzeit lebt der Stieglitz in kleinen Gruppen, die gemeinsam auf Nahrungssuche gehen. Im Winter bilden sich größere Schwärme, die auch mit Grünfinken, Girlitzen oder Bluthänflingen vermischt sein können.

 

Für das Jahr 2016 wurde der Stieglitz oder Distelfink, wie er auch wegen seiner Vorliebe für Distelsamen genannt wird, zum Vogel des Jahres gewählt. Durch die Wahl des Stieglitzes soll auch auf den Verlust seines Lebensraumes hingewiesen werden, da es keine Felder mit Wildblumen mehr gibt, blühende Ackerränder oder Feldwege immer seltener werden und gepflegter Rasen und Koniferen das Bild in den Gärten bestimmen. Es fehlen dort samenreiche Blütenpflanzen und Nistmöglichkeiten in Gehölzhecken. Der Bestand des Stieglitzes hat seit den 1990er Jahren um 50% abgenommen. Schade um diesen farbenprächtigen Samenfresser.

 

 

 

                                                                                              Text und Fotos

 

                                                                                             Werner Hormann

 

                                                                                      Naturschutzverein Borsum

 

 

 

 

 

HALOKAZ 11/2014

Herr Milvus

 

Gestatten, mein Name ist Milvus. Die flügellosen Zweibeiner nennen mich auch Rotmilan oder Gabelweihe. Deutschland ist  eindeutig mein Stammland.  Mehr als die Hälfte meines ganzen Volkes lebt hier – schon immer. Und deshalb habe ich auch nicht vor, die Koffer zu packen. Obwohl es irgendwie nicht richtig funktioniert mit den Flügellosen. Die Flügellosen beanspruchten immer mehr Raum für sich. Sie haben einen Großteil unserer Baumreihen mit Horstbäumen plattgemacht. Die freien Flächen mit Kleinsäugern und Singvögeln wurden zu faden landwirtschaftlichen Monokulturen. Sogar McWaste haben sie dichtgemacht, kaum noch eine Müllhalde mit leckeren Schlachtabfällen wie früher. Da ist Schmalhans Küchenmeister, besonders im Winter.

 

Weil wir zahlenmäßig dramatisch weniger wurden, haben wir versucht, uns mit den Flügellosen zu arrangieren. Ihre Anführer boten uns einige Reservate fernab ihrer Dörfer an, wir mussten im Gegenzug aber auf die Rückgabe unserer Gebiete verzichten. Die Reservate sollten geschützt bleiben. Es gab schon denkwürdige Diskussionen bei den Flügellosen. Die einen redeten von der „Bewahrung der Schöpfung“, andere grübelten darüber nach, ob wir überhaupt Rechte haben, weil wir keine Flügellosen seien. Ökologen redeten davon, dass ohne Naturschutz auch der Flügellose an seinem eigenen Überlebensast sägt. Letztlich siegte die Vernunft: geschützte Reservate soll es geben. Schluss der Debatte!

 

Wir beteiligten uns an dieser Diskussion nicht. Uns ging es um unser nacktes Überleben. Wir sahen zu dieser Einigung mit den Flügellosen „keine Alternative“, wie eine ihrer Oberanführer heute gern zu sagen pflegt.

 

Doch nun gerät wieder alles aus den Fugen. Die Zweibeiner planen überall rotierende Apparate und Masten mit dünnen Drähten. Wenn wir bei der Nahrungssuche nicht aufpassen, fliegen wir Gefahr geschreddert zu werden. Wir haben auch nur zwei Augen im Kopf, und die gesuchte Nahrung ist nun mal unten.

 

Mir macht es ehrlich gesagt zunehmend Angst, wenn man in Versammlungen der Flügellosen jetzt immer öfter die populistische Frage hört::„Sollen Herr Milvus nebst Hamster und Co. etwa besser geschützt werden als wir Zweibeiner?  Masten und Windmühlen müssen weg von den Dörfern, hinein in die Reservate! “ (Beifall).

 

Ansonsten gewohnt  wortgewaltig auftretende Anführer werden in den Versammlungen verdächtig einsilbig. Sie entschuldigen sich fast: Der Schutz der Reservate sei nun mal die Idee der Ober-Anführer, dagegen könne man wohl nichts machen. Danke, dass ihr so engagiert für unsere Rechte eintretet. Könnt ihr nicht daran erinnern, warum es Reservate überhaupt gibt!? Wie war das noch mal mit dem Bewahren der Schöpfung? Schöne Worte für bessere Zeiten oder verliert dieser Spruch an Gültigkeit, wenn es enger wird?

 

Wenn mich meine Jungen fragen, warum auch ich dem Rückzug in die uns angebotenen Reservate zugestimmt habe, wenn sich später doch niemand an diese Abmachung erinnern mag, weiß ich nicht, was ich antworten soll. Kindliche Logik macht manchmal sprachlos.

 

Gestatten, mein Name ist Milvus. Ich würde schon ruhiger schlafen, wenn man die paar Reservate für mich und meine Jungen unangetastet ließe. Das sollte doch wohl möglich sein und so war es doch verabredet, oder? Ich weiß, dass das Problem schwierig ist. Aber ich kann nirgends anders hin.

 

 

Winfried Kauer

 

Naturschutzverein Borsumer Kaspel

 

HALOKAZ 10/2014















Wo Ohren und Augen nicht mehr funktionieren - mit den NaturKids in die Welt der Fledermäuse und des Mikrokosmos

 

Gemeinschaftlich den Rätseln der Natur auf den Fersen zu sein, das bestimmt die Arbeit der NaturKids, der Kindergruppe des Naturschutzvereins. Wo Ohr und Auge nicht ausreichen, hilft die Technik. Sie macht zum Beispiel die Ultraschallrufe der Fledermäuse hörbar. Knatternde Klicklaute oder ein melodiöses „Pling“ in typischen Frequenzbereichen ? mit den vereinseigenen Fledermaus-Detektoren werden sie hörbar und geben erste wertvolle Hinweise auf die Fledermausart.

 

Auge und Lupe reichen nicht mehr aus, kleine Dinge deutlich zu sehen? Da helfen jetzt neu angeschaffte Mikroskope. Natürlich mit Vergrößerungen, die der Altersgruppe noch angemessen ist, denn die Kinder sollen ja noch erahnen können, was sie da gerade vor sich haben. Ob Schmetterlingsflügel, Kleininsekt, Blütenteil oder die Spaltöffnung auf der Blattoberfläche. Ein stabiles Gerät für „die Stube“ und 5 mobile Kleinmikroskope für Beobachtungen direkt „im Felde“. Voraus geht eine gründliche Einweisung zu Beginn des nächsten NaturKids-Jahres, denn sooo einfach ist es nun auch nicht, mit solchen optischen Geräten umzugehen. Wir werden uns jedoch Schritt für Schritt in die Welt der kleinen Dinge vortasten.

 

Natürlich beschränken wir uns nicht auf das Gucken. Bei den NaturKids wird in monatlich stattfindenden Veranstaltungen auch gebastelt (zum Beispiel Nistkästen und andere Nisthilfen), getobt und gespielt. Nur mit der Natur sollte es irgendwie schon zu tun haben. Und Angst vor ein paar Regentropfen und Matsch sollte man auch nicht haben.

 

Interesse? Nähere Infos gibt es bei den Gruppenleiterinnen Nina Lipecki (5127/903647), Jeanette Raulfs (05128/7134) und natürlich auch im Internet unter www.naturschutzverein-borsum.de (dort unter Termine).

 

Die lustige Fotomontage hat übrigens Nina gebastelt..

 

 

Winfried Kauer

 

Naturschutzverein Borsumer Kaspel

HALOKAZ 08/2014

Grauschnäpper brüten im heimischen Garten

In den letzten Jahren haben schon mehrere Vogelarten in meinem Garten gebrütet und Junge aufgezogen: Drosseln bauen ihr Nest regelmäßig in der Hecke, Kohlmeisen besiedeln den Nistkasten und ziehen jedes Jahr 2 – 3 Bruten auf und Rotschwänzchen nahmen den Halbhöhlen-Nistkasten an. In diesem Jahr brüteten in diesem Nistkasten erstmalig Grauschnäpper.

Grauschnäpper gehören zur Familie der Fliegenschnäpper und sind sehr geschickte und flug-gewandte Singvögel. Zu den Fliegenschnäppern gehören u. a. auch Trauerschnäpper und Zwergschnäpper. Der Grauschnäpper ist unsere verbreiteste heimische Schnäpperart. Er ist sehr unscheinbar gekennzeichnet und nicht sehr scheu. Außer an Waldrändern und in lichten Laubwäldern kann man den Grauschnäpper mittlerweile auch in Dörfern und Städten in  Friedhöfen, Parks und Gärten beobachten, wo er zum Brüten oft die unmittelbare Nähe des Menschen sucht.

Grauschnäpper sind recht kleine, schlanke Singvögel mit eher großem Kopf, relativ langen Flügeln und langem Schwanz. Die namengebende Grundfarbe des Grauschnäppergefieders ist ein unscheinbares aschgrau. Der Scheitel sowie Kehle, Bauch und Brust sind dunkelgrau gestrichelt. Die Oberseite des Gefieders ist aschbraun und die Unterseite grauweiß gefärbt. Die Jungvögel sind anfangs gefleckt. Die Geschlechter sind gleich gefärbt. Besonders markant sind die aufrechte Körperhaltung und der verhältnismäßig lange Schnabel. Grauschnäpper sind insgesamt sehr stimmfreudig, haben jedoch ein geringes Gesangsrepertoire, das vor allem einen kurzen scharfen Lockruf beinhaltet Der Gesang ist aber eher leiser und wird gepresst mit eingeschobenen Trillerlauten vorgetragen.

Der Grauschnäpper ist ein Ansitzjäger, der von einer Sitzwarte wie trockenen Ästen, hohen Zaunpfählen und Stangen blitzschnell auffliegt und vorbeifliegende Insekten geschickt mit einem hörbaren Schnabelklappen aus der Luft schnappt (wie der Name sagt), um anschließend an seine Sitzwarte zurückzukehren. Als weitere Jagdmethode nutzt er den Rüttelflug, indem er schwebend Insekten und Spinnen von Hauswänden und von den Rinden der Bäume fängt. Gefressen werden  Insekten aller Art: Fliegen, Mücken, Käfer auch Wespen und Hummeln, bei denen vor dem Fressen der Hinterleib mit Giftstachel entfernt wird. Sogar Tag- und Nachtfalter mit ihrem schnellen Zickzackflug entgehen dem Grauschnäpper nicht.

Bei der Wahl des Nistplatzes ist der Grauschnäpper nicht sehr wählerisch. Das Nest wird auch hinter loser Rinde von Bäumen, in Astkehlen, Spechthöhlen, hinter Fensterläden oder in Holzstapeln angelegt. Das Nest ist nach ungefähr zwei Tagen fertig und die drei bis sechs Eier werden vom Weibchen in 11 bis 15 Tagen ausgebrütet. An warmen Tagen mit reichlich Insektenflug fliegen beide Altvögel das Nest bis zu fünfhundert Mal bis in die späten Nachtstunden an, um die Jungen ausreichend zu füttern. Andere, auch größere Vögel wie Drossel oder Grünfink, die dem Nest zu nahe kommen werden während der Nestlingszeit rigoros vertrieben. Nach 12 bis 16 Tagen verlassen die Jungen das Nest.

Der Grauschnäpper ist ein Zugvogel und gehört unter diesen zu den Langstreckenziehern. Er kommt erst Anfang Mai aus dem Winterquartier zurück. Er hat dann einen sehr weiten Reiseweg hinter sich, da Grauschnäpper im südlichen Afrika überwintern. Bis in den September hinein halten sich die Vögel im Brutgebiet auf. Während des Zuges können stellenweise beachtliche Leistungen erreicht werden. So können an einzelnen Tagen 120 km und mehr zurückgelegt werden.

Aus meinem Nistkasten flogen vier Junge aus. Sie waren noch einige Tage in der Nähe zu sehen. Ich hoffe auch im nächsten Jahr diesen eleganten Insektenjäger wieder in meinem Garten beobachten zu können.

 

Text + Foto: Werner Hormann

Naturschutzverein Borsum (www.naturschutzverein-borsum.de)

HAZ 07/2014

Ameisenwarte in Segeste 12.07.2014


(jr) Ein Staat an Perfektionismus kaum zu übertreffen. Bedingungslos akzeptierter und gelebter Kommunismus.

Alles Frauen! Etwa eine Million auf einen Haufen.

Ihr Motto : "Eine für alle, alle für eine" oder "Gemeinsam sind wir stark".

Keine Stutenbissigkeit, kein Gezicke.

Diesen Frauenpower stellte uns Herr Manfred Röschel Vorsitzender des Vereins "Deutsche Ameisenwarte e.V." und Vorsitzender des Segester Vereins " Schutzgemeinschaft Wald und Flur" bei unserer heutigen Exkursion vor.
Es handelt sich um das Volk der Kahlrückigen Waldameise.

Auf einen Rundweg durch den Segester Wald führt uns Herr Röschel zu den imposanten Nesthügeln. Vorher wurden unsere Gummistiefel jedoch mit Öl bestrichen, so dass uns die Jägerinnen und Wächterameisen nicht zu sehr zu Leibe rücken konnten. Etwa 50 Waldameisennester befinden sich in diesem Waldstück. Zum Sommer zieht es meist einen Teil eines Ameisenvolkes aus dem alten Nest und es errichtet in der Nähe einen neuen Nesthügel. Diese sogenannten Tochternester der Kahlrückigen Waldameise bleiben oft noch Jahre im ständigen Austausch untereinander. Solche Nestverbände werden nur von der Kahlrückigen Waldameise und der Wiesen-Waldameise gebildet, da im Volk etwa um die 1000 Königinnen vorkommen können.

 

Aber was ist denn nun mit den männlichen Ameisen?

Nur einmal im Jahr werden männliche Ameisen, die sich aus unbefruchteten Eiern entwickeln, herangezogen. Die Begattung erfolgt im April/Mai im Nest, auf dem Nest oder auch in der Luft. Dieser Samenvorrat reicht den Jungköniginnen ihr ganzes Leben lang. Die Männchen jedoch sterben kurz nach der Begattung.

Herr Röschel erzählte uns noch viele spannende und faszinierende Eigenschaften der Kahlrückigen Waldameise und verteilte noch eine sehr informative Broschüre.

Zum Abschluss durften wir auf dem wunderschönen Gelände des Vereins von Herrn Röschel grillen und ließen uns Biosteaks, Biowürstchen, leckere Salate, Baguetts, Grillsoßen und Kuchen schmecken.

 

 Wusstet ihr schon

- dass in Deutschland 114 verschiedene Ameisenarten vorkommen?

- dass 13 heimische Waldameisen auffällige Nesthügel errichten?

- dass in einem großen Waldameisennest mehr als eine Million Arbeiterinnen leben können?

- dass eine Million Waldameisen nur etwa 7 kg wiegen?

- dass manche Waldameisenvölker nur eine Königin besitzen, andere jedoch weit über 1000 Königinnen?

- dass eine Waldameisenkönigin bis zu 25 Jahre leben kann, die Arbeiterin dagegen nur 6 Jahre?

- dass eine Waldameise in etwa das Vierzigfache ihres Eigengewichts tragen kann?

- dass ein großes Waldameisenvolk an einem Tag bis zu 100000 Beutetiere verzehren kann?

- dass in der Nähe von Waldameisenkolonien die Waldtracht der Bienen stark gefördert wird?

- dass Waldameisen infolge ihrer großen Zahl an Nestern und Einzeltieren ein wichtiges Glied im Ökosystem des Waldes darstellen?

- dass der Mensch den Waldameisen auf verschiedene Weise oft schwersten Schaden zufügt?

- dass Waldameisen seit über 200 Jahren unter Naturschutz stehen?

- dass Waldameisenschutz nachhaltiger Waldschutz ist?

(aus Waldameisenschutz aktuell S/2009)

 

Fotos: Lars Griebner

 

Juchtenkäferalarm in der Börde

25. - 27.06.2014

Ein aufmerksamer und kompetenter Garten- und Landschaftsbauer bemerkte in dem auf einem Hackplatz angelieferten Holz die Rarität: Käfer und Larven des Juchtenkäfers in dem Braunfäule-Mulm angelieferter Stämme. Mit der Information eines Naturschützers vom Nationalparkhaus St. Andreasberg beginnt sich der ehrenamtliche Naturschutz vereinsübergreifend zu verzahnen. Über den NABU Hildesheim, OVH  und den Naturschutzverein Borsumer Kaspel schließlich die Einschaltung der Experten für den Artenschutz des Landkreises Hildesheim, die wiederum unter fachkundiger Hilfe schließlich den Käfern und Larven eine neue Heimat verschaffen können. Und auch die HAZ berichtet am 27.06.2014 über diese Aktion. Hoffen wir, dass es die Kleinen zu würdigen wissen. 

 

Warum der Käfer einen so merkwürdigen Namen hat?

 

in nachfolgendem Faltblatt gibt es eine Menge mehr Informationen über diesen seltenen Käfer:

 

https://publikationen.sachsen.de/bdb/artikel/11387/documents/11656

 

 

 Hier der entsprechende Artikel aus der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung:

 

Naturschützer retten Käfer

Kreis Hildesheim (ara)

Das dürfte Naturfreunde freuen: Der Landkreis hat am Donnerstagnachmittag 25 seltene Juchtenkäfer in Sicherheit gebracht. Die streng geschützte Art wurde in Baumhöhlen auf dem Wohldenberg ausgewildert – eine Wohlfühlzone für die Tierchen. Die Insekten waren zuvor in losen Holzstücken auf einem Lagerplatz bei Schellerten aufgetaucht. An den Stücken hatte ein Experte für Baumpflege winzige Kotspuren entdeckt – aus Zufall. Der fachkundige Mann schöpfte gleich Verdacht, dass es sich um Käferkot handeln könnte. Er informierte den Naturschutzbund Deutschland, der wiederum den Kreis verständigte – und schon begann die Umsiedlung der Tiere. Denn die konnten nicht in den losen Stücken bleiben. Zumal diese weiterverarbeitet werden. Und so hätten die Käfer nicht überleben können: „Für die Insekten ist ein stabiler und stehender Baum am besten“, erklärt Kevin Schulz vom Landkreis, der sich am Donnerstag aufgemacht hat, um die Käfer auf dem Wohldenberg umzusiedeln. In Baumhöhlen können sie sich dort gut einnisten und mit Nährstoffversorgen. Der alte Wald ist ohnehin für die Winzlinge wie gemacht. Denn der Forst ist „proppevoll“ mit Eichen, sagt Revierförster Klaus Schütte. Der besteigt am Donnerstag eine Leiter, in der Hand hat er einen Eimer voller Käfer. Meter um Meter klettert Schütte nach oben um eine Höhle in einem Eichenstamm zu erreichen. Die Insekten sollen hierein neues Zuhause bekommen. Flugs hievt der Förster den Eimer empor, langt hinein, lässt eine Handvoll Käfer von den Fingern fallen – und schonkönnen die Tiere in eine Höhle des Stammes einziehen: in eine immerhin300 Jahre alten Eiche, die sich 25 Meter hoch reckt. All das ist auch ganz im Sinne von Biologe Reiner Theunert. Auch er begleitet die Aktion im Wald. Sein Ziel ist es, möglichst viele Käfer in Sicherheit zu bringen. „Wer verdächtige Spuren an Holzstücken oder zersägten Stämmen entdeckt, sollte den Kreis informieren. Damit die Tiere umgesiedelt werden können“, appelliert er. Käfer um Käfer verteilen die Männer an diesem Tag. Ein ganz schöner Aufwand. Aber das schwarzbraune Insekt steht eben europaweit unterstrengem Naturschutz. Die Krabbler sind von Wissenschaftlern schongründlich erforscht worden: Ihr Gattungsname Osmoderma bezieht sich auf den Duft, der sie umgibt. Der Art wird „eremita“ (Latein: Einsiedler)genannt, weil sie in Baumhöhlen lebt. Die Gattung ist weltweit mit 12Arten vertreten, von denen zwei in Europa vorkommen. Der Käfer misst23 bis 39 Millimeter in der Länge und 14 bis 19 Millimeter in der Breite. Die Winzlinge verlassen die Baumhöhlen oft ihr ganzes Leben lang nichtmehr. Den Duft produzieren die Männchen als Sexuallockstoff. Er wird mit „wie Juchtenleder“ oder „nach Aprikose duftend“ umschrieben. Die Männchen posieren an heißen Tagen in den Höhlenöffnungen. Dabei geben sie den Lockstoff ab, der 500 bis 1000 Meter weit wirken soll. Die Paarung folgt in der Höhle. Die Weibchen legen später 20 bis 80 Eier. Die Larven leben in den tieferen, feuchten Schichten der Höhle und fressen den Mull nahe der Höhlenwand, wodurch sie die Höhle vergrößert. Sie entwickeln sich über drei bis vier Jahre – und schließlich erreichen sie eine Länge von bis zu 7,5 Zentimetern. Die Tiere fliegenerst an Tagen, an denen es etwa 25 Grad warm ist. Man kann die Käferdann um die Öffnung der Bruthöhle und auf Blüten antreffen. Sieentfernen sich dabei gewöhnlich nur bis zu 200 Meter vom Brutbaum. Die Insekten fliegen von Mai bis August, meist aber im Juli. Die Männchen leben nur zwei bis drei Wochen, die Weibchen bis zu drei Monate lang. Manchmal ist der Käfer sogar in Friedhöfen, Parks, Alleen und Obstgärten zu finden, die in seinem ursprünglichen Ausbreitungsgebiet entstanden sind. Vorrangige Lebensräume sind aber Wälder wie auf dem Wohldenberg. Ohnehin Tummelplatz für seltene Tiere. „Insekten wie Eremit und Hirschkäfer, aber auch den Feuersalamander und Kammmolch gibt’s hier“, erklärt Förster Schütte. Der Wohldenberg ist einer der wenigen deutschen Forste, in dem die Juchtenkäfer leben. „Und damit auch der einzige Ort in der Region Hildesheim“, sagt Kevin Schulz.Die Tiere sind streng geschützt, weil gerade der Mensch ihnen zusetzt. „Bei der Holzverarbeitung werden viele Käfer getötet“, erläutert Förster Schütte. Damit nicht genug. Unter anderem entziehen Sanierungen in Parks und die Verdrängung naturnaher Wälder durch Wirtschaftsforst wichtige Lebensgrundlagen. Doch hier in den Eichen auf dem Wohldenberg müssen die Winzlinge den Menschen nicht fürchten. Im Gegenteil, er verschafft ihnen sogar ein neues Baumhaus.

 

Veröffentlicht am 26.06.2014

 

HALOKAZ 2/2014

Grünspecht – Picus viridis – Green Woodpecker

Vogel des Jahres 2014

Der Naturschutzbund Deutschland und der Landesbund für Vogelschutz in Bayern haben den Grünspecht zum „Vogel des Jahres 2014“ in Deutschland erkoren. Der Grünspecht dient hier als Stellvertreter für den Lebensraum Obstwiese, auf dessen Gefährdung im Rahmen der Kampagne aufmerksam gemacht werden soll.

Der Grünspecht ist ein echter Europäer. Mehr als 90 Prozent seines weltweiten Verbreitungsgebietes befinden sich in Europa. Hier besiedelt er fast den ganzen Kontinent. Seit einigen Jahren ist er häufig im Borsumer Wald und im Harsumer Wald zu hören und zu sehen. Im Jahr 2012 wurden von Edmund Machens, Mitglied und Vogelexperte im Naturschutzverein Borsumer Kaspel, 3 Jungvögel am Kanal in unmittelbarer Nähe des ehemaligen Kalihafens beobachtet. Es ist somit anzunehmen, dass es einen Bruterfolg im betreffenden Jahr bei uns gegeben hat.

Der Grünspecht trommelt deutlich seltener als die meisten heimischen Spechte, er macht sich besonders durch seinen Gesang und seine Rufe bemerkbar. Diesen kann man fast das ganze Jahr über hören. Sein dynamischer, meist mehrsilbiger Ruf gleicht einem gellenden Lachen: „Kjück-Kjück-Kjück-Kjück“.

Er bevorzugt halboffene Landschaften mit reichlich Althölzern, vor allem Waldränder. Alte Bäume sind für den Grünspecht lebenswichtig. Nur in ausreichend dicken Bäumen mit weichen Stellen kann er seine Höhlen anlegen. Haben Grünspechte einmal ein Revier besetzt, können sie dort ihr Leben verbringen. Der Grünspecht wird bis zu 32cm lang und hat eine Flügelspannweite von bis zu 52cm. Die Oberseite ist dunkelgrün, die Unterseite ist blass hellgrün bis graugrün gefärbt. Der Kopf ist an den Seiten durch eine schwarze Gesichtsmaske gezeichnet. Oberkopf und Nacken sind rot, der Bürzel grüngelb. Die Steuerfedern sind schwärzlich gebändert. Das Männchen hat einen roten Wangenfleck mit schwarzen Rand, das Weibchen einen einfarbig schwarzen.

Der Grünspecht sucht seine Nahrung fast ausschließlich auf dem Boden, er hackt viel weniger an Bäumen als die anderen Spechte. Er ist auf bodenbewohnende Ameisen spezialisiert. Diese fängt er in ihren Gängen mit seiner 10cm langen Zunge.

Zwischen April und Mai werden fünf bis acht Eier gelegt, die Jungen fliegen im Juni bis Juli aus.

Der Grünspecht ist nach dem Buntspecht und Schwarzspecht der dritthäufigste Specht. Die Bestandsentwicklung ist negativ. Der Grund ist der Verlust geeigneter Lebensräume in Form von offenen und strukturreichen Gebieten. Aufgrund der aktuellen Situation und des Bestandsrückgangs wird der Grünspecht in Deutschland in der Vorwarnliste der „Roten Liste gefährdeter Arten“ geführt.

 

Text und Fotos:

Seppel Quante, Harsum

(Naturschutzverein Borsumer Kaspel)

HALOKAZ Heft Nr. 1/2014

Weiße Wintergäste in unserer Feldmark

obige Fotos: Kornweihe (links) + Silberreiher (rechts); um die Bildquellen anzuzeigen, bitte Fotos anklicken

 

 

 

Während viele unserer einheimischen Vögel den Winter in wärmeren Ländern verbringen, gibt es auch einige Arten, die in unseren Breiten überwintern. Bekannt und auffällig sind zum Beispiel die Seidenschwänze, die oft in großen Schwärmen aus dem hohen Norden bei uns auftauchen und sich an den letzten Beeren und anderen Früchten in den Bäumen satt fressen. Nicht so bekannt, aber für Spaziergänger und Wanderer genau so auffällig, besonders wenn kein Schnee liegt, sind Silberreiher und Kornweihe.

 

Der Silberreiher ist ein großer weißer Reiher mit gelbem Schnabel und dunklen Beinen und Füßen. Die eleganten Vögel wirken so exotisch, als seien sie aus einem Zoo ausgerissen. Etwa so groß wie die einheimischen Graureiher, sind sie jedoch schlanker, haben einen besonders langen Hals und erscheinen dadurch noch graziler. Die Brutgebiete der Silberreiher liegen in Europa im Südosten: vom Neusiedler See, über Ungarn, der Ukraine bis nach Russland. Dort brüten sie in Schilfgürteln an Seen und Flüssen in Kolonien am Boden. Sind die Jungen flügge, bleibt die Familie noch einige Zeit zusammen, bis im Juli die für Reiher übliche Zerstreuungswanderung beginnt, bei der sich die Tiere getrennt voneinander in alle Richtungen verteilen. Es sind keine typischen Zugvögel wie Weißstorch oder Kranich. Der Silberreiher hat, anders als andere Reiherarten, keine Schmuckfedern am Hinterkopf. Er bildet aber zur Brutzeit lange, lockere Schulterfedern aus, die lange Seitenäste haben. Diese Federn waren Anfang des 20.Jahrhunderts als Hutschmuck sehr gefragt und der Silberreiher wäre fast ausgerottet worden. Buchstäblich in letzter Minute wurde die Jagd auf Silberreiher untersagt und der Bestand konnte sich gut erholen.

 

Noch vor wenigen Jahren waren bei uns gesichtete Silberreiher eine Sensation. Heute aber lassen sich Silberreiher in Deutschland von September bis März an zahlreichen Orten beobachten. Es kommt zu größeren Rastgemeinschaften, zum Beispiel am Steinhuder Meer mit ca. 300 Tieren, an den Koldinger Teichen mit ca. 120 und bei uns am Bruchgraben mit bis zu 15 Tieren.

 

Warum die Silberreiher zunehmend an deutschen Feuchtgebieten gesehen werden, wissen auch Experten nicht sicher. Wahrscheinlich ist die Zunahme der Brutpaare in Osteuropa und die damit zusammenhängende Verdrängung der Grund. Dort ist es im Sommer warm, im Winter aber so kalt, dass die Reiher lieber im vergleichsweise warmen Deutschland mit wenig Schnee überwintern. Ihre Nahrung besteht aus Fischen und Amphibien, aber auch aus Mäusen und wirbellosen Kleintieren, die sie auf Wiesen und Feldern erbeuten. Während der Silberreiher in den Niederlanden bereits seit 1992 regelmäßig brütet, gelang der erste Brutnachweis in Deutschland erst im Jahre 2012 in Vorpommern.

 

Der zweite fast weiße Wintergast ist die Kornweihe. Sie ist verwandt mit den bei uns brütenden Rohr- und Wiesenweihen. Die Kornweihe brütet in nördlichen Breiten, von Irland über Skandinavien, Russland bis Kamtschatka. Dort bewohnt sie die offene Taiga, Moore, Heiden und Steppen. Sie überwintert von Oktober bis März in Mittel- und Südeuropa. Kornweihen sind mittelgroße, aber schlanke und leichte Greifvögel. Beim Männchen sind Kopf und Hals, Oberseite des Rumpfes sowie die Oberseiten der Flügel einfarbig hellgrau. Der Bürzel ist weiß, die Flügelspitzen sind an Ober- und Unterseite schwarz und die gesamte Unterseite weiß. Weibchen sind einfarbig mittelbraun, der Bürzel ist deutlich weiß, die Unterseite ist insgesamt heller und die Unterseiten der Flügel sind auf hellgrauem Grund dunkelbraun gebändert. Kornweihen jagen über offenem Gelände im niedrigen, hin und her schwenkenden, gaukelnden Suchflug mit V-förmig gehaltenen Flügeln. Die Nahrung besteht aus Nagetieren und Kleinvögeln. Die Beute wird am Boden aus kurzer Distanz überrascht und gegriffen. Bei uns kann man die hellen Vögel besonders auf Bäumen und Büschen an Heckenrändern sitzen sehen. In diesem Winter konnten wir jeweils bei Nordstemmen und Ahrbergen schon Kornweihen beobachten.

 

Werner Hormann

Naturschutzverein Borsum

 

 

 

 

Hildesheimer Allgemeine Zeitung v. 14. Januar 2014

Vogel-Safarie: Zwergsäger im Visier

Mildes Wetter beschwert Tieren große Speisekarte/Tour des Ornithologischen Verbands Hildesheim

Na, wo sind denn die Vögel? Wolfgang Dierk zeigt den Teilnehmern, wo es an den Koldinger Teichen etwas zu entdecken gibt. (Foto: Schreiner)

Auch der Silberreiher zieht die Blicke der Naturfreunde auf sich  (Foto: Dierk)
Auch der Silberreiher zieht die Blicke der Naturfreunde auf sich (Foto: Dierk)

Borsum/Koldingen (lau). Die Gräser an den Koldinger Teichen sind von feinem Raureif bedeckt. Durch das Geäst scheint die glänzende Sonne und spiegelt sich in den kleinen Pfützen, die vereinzelt auf dem Spazierweg liegen. Immer wieder ist Entengeschnatter und Vogelgezwitscher zu hören. Die Wasseroberfläche der Teiche wird fast unmerklich vom leichten Wind in Bewegung gebracht. Plötzlich steigt aus dem Gestrüpp am Ufer ein Vogel auf und gleitet majestätisch mit wenigen Flügelschlägen über die Idylle. „Graureiher auf links, ganz klar“, ruft Wolfgang Dierk. Doch das haben auch die anderen Vogelfreunde schon durch ihre Ferngläser erkannt, denn hier sind Profis unterwegs. Die Ortsgruppe Borsum-Kaspel des Ornithologischen Verbands Hildesheim (OVH) ist jetzt an den Koldinger Teichen unterwegs gewesen. Unter der Führung von Organisator Dierk machten sich die etwa 20 Teilnehmer auf die Suche nach Wasservögeln. Und das frühe Aufstehen wird belohnt: Nicht nur durch das schöne Wetter, sondern auch durch Spezies wie den seltenen Zwergsäger, der mit seinem Weibchen für kurze Zeit auf dem Wasser seine Runden zieht. „Das ist auf jeden Fall ein Höhepunkt“, sagt Siegfried Friedrich, Schriftführer des Vereins und schon seit 1987 dabei. Er notiert genau, welche Vögel heute zu sehen sind: Tafelenten, Haubentaucher, Blässgänse, Silbermöwen, Löffelenten gehören zu den 22 verschiedenen Arten. Ein weiteres Glanzlicht für Friedrich sind die etwa tausend Graugänse, die von einem Hubschrauber erschreckt in mehreren Gruppen auffliegen. Wenn ein neuer Vogel im Blickfeld der Hildesheimer auftaucht, dauert es nicht länger als fünf Sekunden, bis er mit Hilfe von Ferngläsern und zwei Spektiven einer Art zugeordnet wird. So ist der besondere Zwergsäger an seinem strahlend weißen Federkleid und dem auffälligen Schnabel, der eigens für den Fischfang „entwickelt“ wurde, zu erkennen. „Im Nu müssen wir die Größe einschätzen und die Merkmale erkennen können“, sagt Exkursionsleiter Dierk. Jahrelange Erfahrung ist hier wichtig. Das bestätigt auch Winfried Kauer, erster Vorsitzender der Borsumer Ortsgruppe: „Ornithologe wird man nicht in zwei Jahren. Das ist ein sehr langer Prozess.“ Eine Besonderheit dieses Januar-Ausflugs ist die milde Temperatur. „Wir standen hier auch schon mit Winterjacken im Schnee“, erinnert sich Dierk. Er freut sich über das Wetter, weil daher besonders viele Teilnehmer mit in den Norden Hildesheims gefahren sind. Guter Effekt also für die Experten – doch was halten die Vögel davon? „Die Vögel finden nun besser Nahrung, ihnen kommt die Wärme also entgegen“, erklärt Dierk. Käme jetzt allerdings noch ein Wintereinbruch, wäre dies „ein großer Schock“ für die Vögel. Und auch mögliche Temperatureinbrüche ließen sich durch die Vogelkunde vorhersagen: „Bei kälteren Temperaturen fliegen die Vögel aus dem Osten wegen Nahrungsmangels zu uns. Dann ist es sicher, dass eine Kältewelle kommen wird“, erklärt Dierk. Aus dem Verhalten der Vögel könne man schließen, wie sich das Wetter entwickelt. Bei der aktuellen Idylle ist es zudem nur schwer vorstellbar, dass die Koldinger Seen ein Lebensraum aus zweiter Hand sind, der durch intensiven Bodenabbau entstanden ist. Die rund 190 Hektar Wasserfläche bilden neben dem Steinhuder Meer das bedeutendste Vogelrastgebiet in der Region Hannover. „In der Hildesheimer Börde gibt es solche Wasserflächen nicht, daher ist es hier perfekt, um Wasservögel zu beobachten“, freut sich Kauer. Das Zwergsäger-Pärchen ist mittlerweile wieder aus dem Blickfeld der Vogelfreunde verschwunden. Vielleicht aufgeflogen? Vielleicht weggeschwommen? Die Erinnerung an die Vögel des Tages bleibt.

Hildesheimer Allgemeine Zeitung v. 09. Dezember 2013:

Steht der Ornithologische Verein vor dem Aus?

Mehrheit in OVH und Nabu spricht sich für eine Vrschmelzung aus

OVH fürchtet Identitätsverlust und Geldmangel

Werden Nabu und OVH bald eins? Uwe Schneider, Dieter Goy, Andreas Humbert, Winfried Kauer, Maren Burgdorf und Nabu-Landesverbandsvorsitzunder Dr. Holger Buschmann diskutieren mit (Foto: Kaiser)
Werden Nabu und OVH bald eins? Uwe Schneider, Dieter Goy, Andreas Humbert, Winfried Kauer, Maren Burgdorf und Nabu-Landesverbandsvorsitzunder Dr. Holger Buschmann diskutieren mit (Foto: Kaiser)

Hildesheim (ha). Die Mitglieder des Ornithologischen Vereins zu Hildesheim (OVH) stehen vor einer schweren Entscheidung: Sollen sie ihren weithin anerkannten Natur- und Vogelschutzverein im Naturschutzbund Deutschland (Nabu) aufgehen lassen? Das wäre nach 60 Jahren dann zugleich das Ende des OVH. Oder hat der Verein mit seinen 1000 Mitgliedern die Kraft, junge Leute für seine Sache zu begeistern und die vielfältige ehrenamtliche Arbeit auf mehr und vor allem jüngeren Schultern zu verteilen?

 

Werden Nabu und OVH bald eins? Uwe Schneider, Oieter Goy, Andreas Humbert, Winfried Kauer, Maren Burgdorf und Nabu-Landesvorsitzender Dr. Holger Buschmann diskutieren mit den Mitgliedern.

 

Die Diskussion, zu der beide Vereine gemeinsam aufgerufen hatten, verlief ebenso leidenschaftlich wie sachlich. Der OVH ist für viele, die hier seit Jahrzehnten aktiv sind, eine zweite Familie. In unzählbar vielen Stunden haben sie Biotope angelegt und gepflegt, haben kartiert, dokumentiert, wissenschaftlich gearbeitet.

Nicht wenige haben Paul Feindt noch erlebt, einen offenbar äußerst charismatischen Lehrer, der seine Schüler mitzureißen verstand Ihm zu Ehren ist auch die OVH-Stiftung benannt, die heute rund 600 Hektar Land nach ökologischen Gesichtspunkten verwaltet und betreut. Das Wort des OVH hat Gewicht in Politik und Gesellschaft. Und dennoch ist es ihm bis auf wenige Ausnahmen nicht gelungen, Nachwuchs für seine Sache zu gewinnen.

 

Ganz anders der Nabu: Er spielte bis vor wenigen Jahren in der Region praktisch keine Rolle, unter dem Vorsitz von Andreas Humbert, der seit Anfang des Jahres auch Vorsitzender des OVH ist, legte der Nabu seinen Fokus auf Jugendarbeit, lockte vor allem junge Familien. Die Mitgliederzahl wuchs auf 600 - wobei einige Mitglieder bereits dem OVH angehören. Dann aber stieg die Mitgliederzahl sprunghaft um 800 auf 1400. Die Erklärung: Der Nabu hatte Drückerkolonnen entsandt, die offenbar sehr erfolgreich waren. Statistisch bleiben solche Mitglieder über 13 Jahre treue Beitragszahler.

 

Doch genau hier wird es heikel: Die Beiträge des OVH -jährlich rund 18 600 Euro - bleiben zu 100 Prozent in der Region. Grob gerechnet 10 000 Euro bekommt die Stiftung für feste Kosten wie Pacht und Steuern, der Rest fließt in den Naturschutz, in Publikationen und Vereinsarbeit. Die Einzelmitgliedschaft beim OVH kostet jährlich 35 Euro, beim Nabu laut Homepage 48 Euro, für Familien und Jugendliche gibt es jeweils Sonderpreise.

Ganz anders die Rechnung beim Nabu: Hier darf die Kreisgruppe nur 20 Prozent behalten, je 40 Prozent bekommen der Landes- und der Bundesverband. Damit nicht genug; Der Beitrag der 800 Kampagnenmitglieder geht an der Kreisgruppe komplett vorbei, wird in den geplanten Aufbau eines von dann neun niedersächsischen Regionalbüros in Rinteln gesteckt, das auch für Hildesheim zuständig wäre.

 

„Von den 800 Mitgliedern haben wir also nichts?“ wundert sich ein OVH-Mitglied. „Die fischen in unserem Teich.“

Wenn nach einer Fusion 80 Prozent des OVH-Gelds ebenfalls abflösse, im Gegenzug in die Ortskasse aber nur 20 Prozent der Beiträge der 600 Nabu-Altmitglieder bleiben, sehen Skeptiker die Stiftung in Gefahr, die Herzstück und Vermögen des OVH-Naturschutzprogramms ist. Ohne zusätzliche Spenden, die gezielt an den Kreisverband gingen, gäbe es kaum noch freie Masse für die Arbeit vor Ort.

 

„Grundsätzlich gäbe es ein herzliches Willkommen in der Nabu-Familie", warb der Nabu-Landesvorsitzende Dr. Holger Buschmann. Humbert sieht in einer Verschmelzung eine Bündelung der Kräfte, zudem finde ein größerer Verband mehr Gehör, habe mehr Einfluss. Der Verein stehe auf relativ sicheren Füßen, werde von administrativen Arbeiten befreit, stärker in regionale Projekte und Projekte außerhalb Deutschland eingebunden.

 

Für den Ornithologen Alistair Hill geht es um mehr als blanke Zahlen. „Ich sehe nicht, dass unsere Identität erhalten bleibt"

 

Ein Landwirt aus Betheln bekräftigte, dass der OVH auch ohne Nabu „unwahrscheinlichen Einfluss" habe.

 

OVH-Heuschrecken-Experte Günter Grein „sieht nicht, dass das Geld künftig für die Stiftung reicht". Eine andere Stimme fürchtet eine Austrittswelle.

 

Winfried Kauer hielt eine leidenschaftliche Abschlussrede: Die Mitglieder müssten raus aus der Hängematte. „Hier geht es um Geschichte, hier hängen Leben dran. Ist der OVH wirklich am Ende oder macht er weiter? Welche innere Kraft hat er noch?“ Seine 200 Mitlieder starke OVH-Regionalgruppe Borsumer Kaspel sei ein lebendiger Verein. „Wenn die Kraft da ist, sollten wir weitermachen.“

 

Das Votum war eindeutig: Von 67 OVH-Mitgliedern stimmten neun gegen die Verschmelzung, vier enthielten sich. Bei 25 Nabu-Mitgliedern gab es zwei Nein, vier Enthaltungen. Damit sind die Spitzen nun gehalten, die Fusion voran zu treiben. Bis auf OVH-Botanikexpertin Maren Burgdorf haben Humbert, Dieter Goy, Kauer und Uwe Schneider heute schon in beiden Gruppen führende Ämter. Über die tatsächliche Fusion entscheiden später alle Mitglieder.

 

 

 

Anmerkung in eigener Sache:

 

mit der internen Diskussion reagieren die Mitglieder unseres Muttervereins OVH auf die demografischen Herausforderungen, vor denen sich verantwortungsvolle Vorstände viele Vereine gestellt sehen: der Kreis der derzeit Aktiven wird älter und sieht Bedarf, das in Jahrzehnten Vereinsgeschichte Erreichte zu sichern. Zugleich gilt es auf Veränderungen im gesellschaftlichen Umfeld und dem Freizeitverhalten der "Jüngeren"zu reagieren. 

 

Die Einbettung des OVH in die bundesweit agierende Nabu-Vereinsstruktur ist nach dem Mitgliederentscheid eine aktuell zu prüfende Option. Wobei die unterschiedlichen inneren Vereinsstrukturen eine Reihe von Problemen aufwerfen, so dass es sich derzeit um Überlegungen mit noch offenem Ende handelt. Insofern gibt der HAZ-Artikel den Vorgang auch verzerrt wieder.


Mit der Fusionsproblematik beschäftigt sich im OVH aktuell eine Arbeitsgruppe zur Vorklärung der Fragen, mit denen sich letzten Endes die Mitgliederversammlung wird auseinandersetzen müssen.

 

Die Mitgliederversammlung des Vereins für Naturschutz Borsumer Kaspel hat sich bereits im Februar 2012 für einen anderen Weg entschieden. Der Verein blickt auf eine mehr als 25jährige  Vereinsgeschichte in der Gemeinde zurück.Er ist aus der Idee entstanden, dass gerade in der intensiv landwirtschaftlich geprägten Börde aktiver Naturschutz Not tut. Der Verein ist seit Gründung fest in das Vereinsleben vor Ort eingebunden. 

 

Den Mitgliedern liegt erklärtermaßen daran, dass die gezahlten Mitgliedsbeiträge auch weiterhin in den regionalen Naturschutz fließen. So wird für den Naturschutzverein eine Fusion keine Option sein. Er wird - sollte sich der Mutterverein OVH für die Fusion entscheiden - einen Sonderweg wählen, der den erklärten Willen der Mitglieder sicherstellen soll.

 

Ökologisches Kirchturmdenken? diese Gefahr sieht der Vorstand nicht. Dessen Mitglieder waren - durch bewusst gewählte Doppelmitgliedschaften auch im NABU - schon immer auch in den gemeindeübergreifenden Naturschutz eingebunden und weit davon entfernt, bei aller regionaler Verbundenheit den Blick für das "Ganze" zu verlieren.