Lebensräume für Heuschrecken

Wiesengrashüpfer (Männchen); Foto: Grein
Wiesengrashüpfer (Männchen); Foto: Grein

Um das Ergebnis vorweg zu nehmen: wer sich in unserem Gemeindegebiet mit Heuschrecken beschäftigen will, sollte ein bescheidener Mensch sein. Nach den vorliegenden Meldungen für die ganze Fläche des Landkreises Hildesheim gehört der hiesige Bereich der intensiv bewirtschafteten Börde zu den - bezogen auf Heuschrecken - artenärmsten. Diese Aussage deckt sich auch mit unserem Eindruck, den wir bei einer Vorbesichtigung und einige Tage später bei der Durchführung einer Veranstaltung der NaturKids zum Thema Heuschrecken im August 2012 gewonnen haben, und zwar auf Flächen, die östlich unmittelbar an das Dorf angrenzen.  

Heuschrecken sind "urtümliche" Insekten. Sie sind schon in Sedimenten der Jurazeit, aus einer Zeit vor 195 bis 145 Mio. Jahren, nachweisbar.

 

Nach Ablage befruchteter Eier schlüpfen die kleinen Larven, in der Regel im nächsten Frühjahr. Allerdings gibt es auch Arten mit abweichender Entwicklung. Für den Laien unterscheiden sich die Larven von der "fertigen" Schrecke hauptsächlich durch die geringere Größe der Larve bei ansonsten starker Ähnlichkeit. Die Larve häutet sich mehrmals bis zum Schlupf der fertigen Schrecke.

 

 

 

 

Nahrungskonkurrent ist die Schrecke in unseren Breiten nicht. Sie ist vielmehr ein wertvoller Nahrungsbestandteil für die Vogelwelt. Auch Eidechsen und Spinnen stellen der Schrecke nach.

 

 

Wissenschaftliche Daten liegen für das Gemeindegebiet erst für die Zeit nach 1971 vor.

 

Unterschieden werden heute die Ordnungen der Langfühlerschrecken (mit den Körper oft weit überragenden Fühlern) und der Kurzfühlerschrecken (Fühler stets kürzer als die Körperlänge).

Folgende Arten sind für das Gemeindegebiet nachgewiesen worden:

 

Langfühlerschrecken:

 

- gemeine Sichelschrecke

- Punktierte Zartschrecke

- Langflügelige Schwertschrecke

- Zwitscher-Heupfert

- Rösels Beißschrecke

 

 

Kurzfühlerschrecken:

 

- Nachtigall-Grashüpfer

- Weißrandiger Grashüpfer

- Wiesengrashüpfer

- Gemeiner Grashüpfer

 

 

 

Wie können wir helfen, die Lebensräume der Schrecken in unserem Gemeindegebiet zu erhalten bzw. zu verbessern und damit einen Beitrag zur Erhaltung/Verbesserung der Artenvielfalt zu leisten ? es ist nicht schwierig. Denn das Zauberwort heißt: extensiv bewirtschaften. Das bedeutet für den Menschen nichts anderes als der Natur Bereiche überantworten, in denen möglichst wenig gewirtschaftet wird.

 

Konkrete Vorschläge:

 

innerorts:

 

- extensive Pflege der Säume von Hecken und Sträuchern (Verzicht auf Umgraben, Mähen erst im Spätsommer, teils erst im nächsten Frühjahr nach dem Schlupf von Schrecken);

 

- Erhalt bzw. Neuanlegung von Staudenbewuchs;

 

 

außerorts:

 

- Erhalt von Hecken und Gebüschen nebst deren Säume;

 

- Belassen eines breiten Waldmantels;

 

- Langjähriger Erhalt von (Acker-)Brachen zum Erhalt/Aufbau von Schreckenpopulationen;

 

- Erhalt von extensiv bewirtschaftetem Grünland;

 

- Erhalt von breiten Wegrändern als Lebensraum und Wanderkorridor (lineare Struktur !);

 

- Verzicht auf Düngergaben (diverse Schrecken sind eindeutig empfindlich gegenüber Düngergaben);

 

- Verzicht auf häufigen Schnitt;

 

- Einsatz (überlebensfreundlicher) Mähbalken und eines erhöhten Schnitthorizonts;

 

 

 

 

Wer sich intensiver mit dieser Thematik beschäftigen möchte, sei auf folgende Publikation aufmerksam gemacht:

 

GREIN, Günter (2010): Die Heuschrecken in Landkreis und Stadt Hildesheim. Schriften der Paul-Feindt-Stiftung (Band 8), Hildesheim.