Mit Rechen und Muskeln für die Natur

- Herbst: fallende Blätter, Igel und der nervende Nachbar -

(wk) Der Herbst wirkt polarisierend. Die einen freuen sich über buntes Laub, über die Früchte an Bäumen und Büschen. Für die anderen ist es schlicht der Horror, wenn sich gerade vor/auf ihrem Grundstück das Laub der ganzen Gegend aufzuhäufen scheint.


Die Baumärkte haben seit einer Reihe von Jahren ein Gerät namens "Laubsauger ("der auch blasen kann", Loriot lässt grüßen) im Angebot, mit dem so mancher Zeitgenosse seinen Nachbarn auf die Nerven geht und auch der Natur damit keinen Gefallen tut. Mit etwas Gelassenheit und einer positiven Einstellung dem Herbst und seinen Naturerscheinungen gegenüber ginge es auch.


Der Nabu Landesverband Niedersachsen hat dieser Thematik folgenden Artikel gewidment (http://niedersachsen.nabu.de/naturerleben/naturtipps/naturtipps/07635.html), den wir gerne an dieser Stelle wiedergeben wollen:


31. Oktober 2014 - Im Herbst wirbeln bunt gefärbte Blätter durch die Luft und bedecken Rasenflächen, Blumenrabatte und Bürgersteige. Zur Beseitigung des Herbstlaubes macht die Motorisierung bei den Gartengeräten nicht halt. Auf Hannovers Straßen und Gehwegen fallen rund 1.500 Tonnen Laub an, die mit Laubbläsern und Laubsaugern beseitigt werden, um Zeit und Geld zu sparen. Statt Besen und Rechen kommen zunehmend Laubsauger auch im privaten Bereich für eine ökologisch fragwürdige Gartengründlichkeit zum Einsatz, deren Nutzung der NABU Niedersachsen für schädlich hält.

Denn mit den Laubbläsern lässt sich Laub bis in den hintersten Winkel des Gartens oder der Grünanlage beseitigen. Laubsauger dagegen beseitigen das Laub nicht nur, sondern häckseln die darin lebenden Tiere regelrecht. Lediglich auf den Wegen solle daher wegen der Verkehrssicherheit das Laub gekehrt werden, wenn möglich mit Besen und Rechen.

Turbinengetrieben blasen Laubsauger neben Blättern auch Zweige und Müll vor sich her und können Laub, Gras, Tannenzapfen und Abfall bis hin zu Getränkedosen aufsaugen. Für den 'Sog, der alles mitreißt' werden Luftgeschwindigkeiten bis zu 290 Stundenkilometern und Saugleistungen bis zu 400 Kubikmetern pro Minute bei Saugrüsselgeräten erzeugt. Wer im nächsten Jahr Singvögel in seinem Garten genießen wolle, sollte die Motorheuler in der Ecke stehen lassen. „Wo sie ein paar Jahre lang alle Blätter weggeputzt haben, wird man kaum noch Meisen, Schmetterlinge, Käfer und Igel sehen.“ Sinnvoller ist es, Laubhaufen für Kleintiere und Igel anzulegen oder die Blätter zu kompostieren.

Igel im Laub

Igel nutzen Laubhaufen gerne als Schutz vor der Kälte.

Laubsauger lassen nicht nur Blätter und Pflanzensamen verschwinden, sondern auch viele Kleintiere, die am Boden leben und dort eine wichtige Funktion haben. Bei Laubsauggeräten mit Häckselfunktion werden sie meist im gleichen Arbeitsgang zerstückelt. Tiere wie Regenwürmer, Spinnen, Asseln und Tausendfüßler, Springschwänze und Milben verwandeln Laub und Pflanzenreste in Humus. Sie dienen wiederum Vögeln und anderen Tieren als Nahrung. Igel, Spitzmaus und Kröte finden in der Laubschicht Schutz vor der Kälte, Schmetterlingspuppen überwintern dort. Unter Sträuchern und Stauden sollten Blätter unbedingt liegen bleiben, da sie als natürlicher Wintermantel den Boden vor dem Austrocknen und Pflanzenwurzeln sowie Blumenzwiebeln vor Frost schützen. Blätter sind ein wichtiger Teil im ökologischen Nährstoffkreislauf der Natur.

Die Laubsauger sind meist schon hunderte Meter entfernt durch ihre gellende Lautstärke zu vernehmen. Bis zu 120 Dezibel können erreicht werden, dies entspricht ungefähr einem Geräuschpegel einer Kreissäge oder eines Presslufthammers. Die Arbeiter müssen aufgrund dessen Ohrenschützer tragen, um das Gehör nicht zu schädigen. Die Benutzung der Geräte darf auch nur in dem Zeitraum von 9 bis 13 Uhr und von 15 bis 17 Uhr erfolgen, an Sonn- und Feiertagen gar nicht. Die Stadt spart mit den Laubsaugern Zeit und Geld, um der Reinigung von Straßen und Gehwegen aus Verkehrssicherungspflicht nachzukommen.

Der NABU Niedersachsen appelliert an Gartenbesitzer und Stadtgärtnereien, auf Laubsauger zu verzichten und lieber zu Besen und Rechen zu greifen oder das Laub auf Beeten und Rabatten einfach liegen zu lassen. Sinnvoll ist es auch, Laub- und Reisighaufen anzulegen: Laubhaufen sind ein wichtiger Bestandteil eines naturnahen, lebendigen Gartens. Igel, die jetzt auf der Suche nach einem Platz für den Winterschlaf sind, nutzen sie gerne als Schutz vor der kalten Jahreszeit. Auch viele Kleinlebewesen finden in Laubhaufen einen hervorragenden Unterschlupf. „Wer für Laub- oder Reisighaufen nicht genügend Platz in seinem Garten hat, kann einen kleinen Komposthaufen anlegen“, rät der NABU. So könne das Herbstlaub dem Nährstoffrecycling zugeführt und im nächsten Frühjahr als wertvoller Kompost wieder auf Pflanzbeete ausgebracht werden.