Foto: Kauer
Foto: Kauer

Spaziergang an der Innerste

30.08.2015

Bei hochsommerlichen 30 Grad haben wir (18 Exkursionsteilnehmer aus Verein sowie Gäste) heute unsere Gemeinde verlassen und einen Ausflug zur Innerste unternommen. Die Brücke zwischen Hocken und Listringen war Start- und Zielpunkt eines kleinen Spazierganges entlang eines Teilabschnitts Innerste, die mit ihren kaum 90 km Länge keinen Eintrag im Buch der Rekorde findet, jedoch gleichwohl für den Naturschützer mit einer Vielzahl verschiedenartiger Biotope aufwartet.

Naturschützer und Schwermetallkontamination? Wer denkt da nicht an wütende Proteste und Demonstrationen. Nun, die Schwermetallkontaminationen, die unser heutiges Exkursionsgebiet prägten, reichen bis ins Mittelalter zurück und sind Folge der bergbaulichen Aktivitäten im Harz, wo in den sog. Pochwerken metallhaltige Gesteine mechanisch zerkleinert wurden. Insbesondere bei Hochwasserereignissen gelangten Zink, Blei, Cadmium und Kupfer in den Fluss , wurden flussabwärts geschwemmt und lagerten sich im weiteren Verlaufe ab. Die giftigen Schwermetallbelastungen wurden weiter flussabwärts ein Problem für Mensch (Landwirtschaft) und Tier.

Es entstanden jedoch auf diese Weise vermehrt Standorte für hochspezialisierte Pflanzen, die mit Kontaminationen fertig wurden (Metallophyten). Sei es, dass sie über Zellstrukturen verfügen, die die toxischen Stoffe zu „filtern“ vermögen, sie inaktivieren oder auf biochemischen Wege so in ihrem Zellsystem „endlagern“, dass sie für die Pflanze nicht mehr toxisch wirken.

Der Naturschutz machte aus der Not eine Tugend und stellte die kleinen Verbreitungsareale dieser Pflanzengesellschaften unter Schutz.

Unsere Exkursionsstrecke war geprägt durch die sog. Hallers Grasnelkenflur“, eine vom zeitigen Frühjahr bis in den Spätherbst sich präsentierende blütenreiche Pflanzengesellschaft.

Charakteristische Pflanzenarten, die das heutige Exkursionsgebiet kennzeichnen (Auswahl): Hallers Grasnelke (Kennart dieser Pflanzengesellschaft); Taubenkropf-Leimkraut, Feld-Thymian, Steifer Augentrost, Wildes Stiefmütterchen.

Bunte Blüten ziehen Schmetterlinge und viele andere Insekten an, und diese wiederum bilden die Nahrungsgrundlage für eine entsprechende ornithologische Artenvielfalt, wobei die hochsommerliche Hitze und die fortgeschrittene Jahreszeit in ornithologischer Hinsicht keine Überraschungen erwarten ließen. Die Vogelwelt verhielt sich recht still und unauffällig.

Wer sich für den „Naturraum Innerstetal“ interessiert, dem sei Band 4 der Mitteilungen der Paul-Feindt-Stiftung ans Herz gelegt (Hildesheim 2001; Verlag Gebrüder Gerstenberg).

Abkühlung gefällig?



Ja, so manchmer Exkursionsteilnehmer war am Überlegen, ob er nicht auch ... aber wir mussten weiter.