Landschaftspflege am Beispiel des Ortsberges (Schutzprojekt der Paul-Feindt-Stiftung)

Vortrag von Bernd Galland, Alfeld (06.03.2015)



(wk) Zu unserer Monatsversammlung im März hatten wir Bernd Galland eingeladen, der über viele Jahre Erfahrungen mit landschaftspflegerischen Arbeiten verfügt. Arbeitseinsätze absolviert auch der Naturschutzverein. Aber was unterscheidet diese Arbeiten in der Börde von denjenigen im hügeligen Gelände? und von welchen praktischen Erfahrungen des Referenten können wir profitieren (man muss Fehler ja nicht unbedingt wiederholen bzw. das Rad zum zweiten Mal erfinden)? So erwartete eine zwar zahlenmäßig nicht allzu üppige, aber doch sehr interessierte Zuhörerschaft, unter denen sich auch erfreulicherweise Gäste befanden, den Referenten:


Die Erhaltung von Kalkhalbtrockenrasen im Landkreis Hildesheim mit einem Schwerpunkt im Leinebergland ist eines der großen Schutzprojekte der Stiftung. Darin stellt der Ortsberg zur Zeit das größte Einzelobjekt dar.
Bernd Galland stellte dieses Gebiet exemplarisch in den Mittelpunkt seines ebenso informativen wie interessantes Vortrages, ließ sich doch anhand dieses Gebietes besonders gut demonstrieren, wie der Naturschutz die historisch gewachsenen Strukturen vorsichtig weiterentwickeln und erweitern konnte.
In der Gemarkung Langenholzen öffnet sich die sog. Sackmulde nach Westen. Nördlich des Dorfes steigt der fast 3 km lange und bis zu 800 Meter breite Südhang  des Ortesberges an. Wege und Trockentäler gliedern den Hang, so dass ein buntes Mosaik aus kleinen Waldstücken, Wiesen, Äckern, Trockengebüschen  und Hecken entstand. Die große Strukturvielfalt die historisch gewachsenen Kulturlandschaft ist hier weitgehend erhalten geblieben, weil die topographischen Bedingungen keine großflächige Bewirtschaftung erlaubt.
Ebenso strukturreich wie die Fläche sind auch die Maßnahmen zum Erhalt des Gebietes mit seinen botanischen Kostbarkeiten. Denn hier wird je nach den konkreten Erfordernissen vor Ort ganz unterschiedlich Naturschutzarbeit erledigt: man setzt ebenso auf den natürlichen Gegebenheiten angepasste Beweidung der Flächen, wie auf den Vertragsnaturschutz durch Verpachtung von Flächen an Landwirte, mit denen durch vertraglich geregelte Bewirtschaftsformen der erwünschte Charakter der Flächen angestrebt wird. Zu guter Letzt - und das war auch der Kern des Vortrages - muss eine Flächenpflege auch manuell durch ehrenamtlich Kräfte erfolgen, wo dies aufgrund der Flächenstruktur vor Ort nicht maschinell geleistet werden kann.

Zu diesem Thema hatte Bernd Galland eine Menge zu erzählen. Denn "seine rüstigen Rentner" (RR) sind hochmotiviert und immer zur Stelle, wenn es darum geht. mit Kettensäge, Freischneider und anderem Gartenwerkzeugen die Arbeiten zu erledigen, die weder den Tieren noch den Maschinen überlassen werden kann. Und zu tun gibt es immer eine Menge:

Denn zu den zu pflegenden Flächen gehört alter, flächig ausgedehnter Trockenrasen, Flächen zwischen alten Hudeeichen, Wegränder und Hecken.  Frei gelegte Parzellen zeichnen sich durch einen ungewöhnlichen Reichtum an Orchideen aus, bieten für den Botaniker noch manch andere Kostbarkeit, zum Beispiel Kreuz-Enzian, Riegen- und Bienenragwurz, Mücken-Händelwurz; Helmknabenkraut. Bei dem vorhandenen Strukturreichtum kommt auch der Ornithologe nicht zu kurz, beobachtet vom Neuntöter auf einem der größeren Gebüsche, oder von der Schlingnatter, die gerade auf einem Haufen Altholz ihr Sonnenbad genießt.

Bevor Maschinen die Arbeit übernehmen können, müssen die Flächen erst einmal für diesen Einsatz durch Muskelkraft entsprechend "erschlossen" werden. Und deshalb sind die "rüstigen Rentner" sowohl Pioniere als auch kritische Kontrolleure zugleich, wenn es darum geht, den Ortsberg mit seinen historisch gewachsenen Strukturen als wertvollen Ausschnitt der gewachsenen Kulturlandschaft zu erhalten.


Man konnte spüren, welches Feuer in Bernd Galland brennt, wenn er über "seinen" Ortsberg erzählte.  Ein weiter Weg zum status quo, der ebenso steinig gewesen sein dürfte wie der Berg selbst. Aber man redet nicht von diesen Steinen, wenn Beharrlichkeit und Ausdauer dazu verholfen haben, dass eine Geschichte letztlich doch so positiv verlaufen konnte. Naturschutzarbeit, die in Jahrzehnten gemessen wird. Die nie aufhört, immer auch die bange Frage im Raum stehend, ob sich auch in Zukunft genügend Freiwillige finden werden, die diese Plackerei nicht scheuen, so dass auch künftige Generationen sich hoffentlich an diesen Landschaften werden erfreuen können.