Jahreshauptversammlung vom 07. Februar 2014

- Beim Naturschutz dreht sich nicht alles ums Geld. Aber ohne Geld ist im Naturschutz auch nichts zu bewegen. -

(wk) Bei der diesjährigen Jahreshauptversammlung des Naturschutzvereins blieben im Jugendheim in der Martinstraße von Borsum gerade mal 2 Barhocker unbesetzt: überdurchschnittlich viele Vereinsmitglieder waren daran interessiert, sich aus erster Hand über die Aktionen des Vereins im abgelaufenen Vereinsjahr informieren zu lassen. Diesbezüglich hatte der Vorsitzende Winfried Kauer einiges zu berichten, und die Leiterinnen der Kindergruppe „NaturKids“ (Jeanette Raulfs und Nina Lipecki) überraschten die Besucher mit einer gelungenen Bildpräsentation, die einen sehr plastischen Überblick über die engagierte und thematisch breit gefächerte Arbeit des „Vereinsnachwuchses“ vermittelte.

Klaus Baule berichtete stellvertretend für unsere die Tonkuhle Farmsen seit vielen Jahren betreuenden Mitglieder über Vandalismus auf dem im Eigentum des OVH stehenden Tonkuhlengelände. Ließ sich die Vermüllung zwar nachträglich beseitigen, so zählen jedoch abgebrochene Äste und Bäume zu den nicht wiedergutzumachenden Schäden, und auch das Entrinden von Bäumen führt zwangsläufig zum Absterben der betroffenen Bäume.

Auch der ornithologische Fachbericht von Werner Hormann stimmte nachdenklich. Die in 2013 durchgeführte Brutvogelbestandsaufnahme in Adlum mit festgestellten dramatischen Einbrüchen bei verschiedenen Arten bestätigen den allgemein „gefühlten“ Eindruck, dass in der Vogelwelt die Zahl der Individuen abnimmt. Die Natur wird artenärmer und damit auch im wahrsten Sinne des Wortes „stiller“. Es ist ein schleichender Prozess, der anzeigt, dass sich auch in unserer Region die Ökosysteme zu ihrem Nachteil verändern. Mögliche Ursachen für diese Entwicklung lieferte Werner Hormann gleich mit. Die Ergebnisse der Brutvogelbestandsaufnahme werden Gegenstand der weiteren diesjährigen Öffentlichkeitsarbeit des Vereins sein.

 

Winfried Kauer berichtete darüber, dass sich insbesondere im vergangenen Jahr der Naturschutz im gesamten Landkreis mit einer Häufung von großen Planungsvorhaben konfrontiert sah. Die Wahrnehmung der den Naturschutzverbänden zustehenden Beteiligungsrechte stellte alle damit betrauten Aktiven in OVH und NABU Kreisverband vor eine ehrenamtlich kaum mehr zu bewältigende Arbeitslast. Auf Bitten des Vorstandes stimmte die Mitgliederversammlung deshalb einstimmig dafür, dass der Vorstand des Naturschutzvereins künftig um ein stellvertretendes Mitglied verstärkt wird, um die Arbeitslast auf mehr Schultern zu verteilen und freie Kapazitäten für die Vorstandsarbeit im Mutterverein zu schaffen.

Insgesamt wird die Naturschutzarbeit auch in der Regionalgruppe Borsumer Kaspel thematisch komplexer. In der Anfangszeit des Vereins lag der Schwerpunkt der Tätigkeit auf der Naturbeobachtung, der Gewinnung von Daten, dem Anlegen und Pflegen von Schutzgebieten und der Weitergabe der hierbei gewonnenen Erkenntnisse. Später bemühte sich der Verein, in Planungsprozessen darauf zu achten, dass für die Natur wichtige Lebensräume möglichst von Eingriffen in Natur und Landschaftsbild verschont blieben bzw. Eingriffe angemessen ausgeglichen wurden.

Ein zeitgemäß orientierter Verein muss jedoch – so Kauer – neue gesellschaftliche Entwicklungen und Fragestellungen aufgreifen und sich mit ihnen – auch in der öffentlichen Diskussion – auseinandersetzen. Die aktuellen staatlichen Planungsvorhaben zeigen, dass zum Beispiel auch die Erzeugung regenerativer Energien zu Eingriffen in Natur und Landschaftsbild führt und sich so auch für die Naturschutzverbände neue Problemfelder eröffnen, für die sachgerechte Lösungsvorschläge zu erarbeiten sind.

Überhaupt durchdringen Stichworte wie Klimaschutz, Ressourcenschonung, der Nachhaltigkeitsgedanke in einer zukunftsorientierten Wirtschaftsordnung, die Krise in der fossilen Energiepolitik und die Gefährdung der Ernährungssicherheit durch Überbeanspruchung landwirtschaftlicher Nutzflächen bzw. zunehmender Nutzung derselben zur Energieerzeugung immer mehr auch den Vereinsalltag auf lokaler Ebene. Ein moderner Verein muss als Plattform dienen sowohl für diejenigen, die aufmerksam die Bestandsveränderungen beim Feldsperling beobachten als auch für diejenigen, die sich Gedanken über den anhaltenden Bodenverbrauch machen. Denn es handelt sich jeweils um verschiedene Facetten ein und derselben Sache, nämlich des Einflusses des Menschen auf die Biosphäre, in der er lebt … und die zugleich für ihn überlebensnotwendig ist.

 

Als Wahlleiter konnte Josef Stuke später verkünden, dass die bisherigen Vorstandsmitglieder durch „Wiederwahl“ beauftragt wurden, die Geschicke des Verein für eine weitere Amtszeit von 2 Jahren zu lenken. Als weitere stellvertretende Vorsitzende wählte die Mitgliederversammlung einstimmig Nina Lipecki.

 

Den Abschluss der Veranstaltung bildete eine ebenso lebhafte wie sachlich geführte Diskussion mit dem Vorstandsvorsitzenden des OVH, Andreas Humbert, dem es ein persönliches Anliegen war, die die Vereine sehr intensiv beschäftigende Frage einer möglichen Fusion zwischen OVH und NABU Kreisverband Hildesheim im direkten Meinungsaustausch zu erörtern: Verständnis für die beiderseitigen Haltungen und Vorstellungen, aber wohl auch kaum lösbare Interessengegensätze aufgrund der nach einer Fusion nur noch unzureichend zur Verfügung stehenden Beitragsmittel.

 

So ließ sich das Ergebnis der Diskussion auf folgende Formel bringen: „Zwar dreht sich beim Naturschutz nicht alles ums Geld. Aber ohne Geld ist im Naturschutz auch nichts zu bewegen.“

 

Und damit wird sich der Naturschutzverein Borsumer Kaspel nach wie vor nicht in der Lage sehen, den Weg in eine Fusion – sollte sich die Mitglieder des OVH für diesen entscheiden – mitzugehen.

 

Gegen 22 Uhr waren sowohl Tagesordnungspunkte als auch Versammlungsteilnehmer erschöpft. Zeit für einen späten gemeinsamen Imbiss, bei dem noch in Einzelgesprächen das eine oder andere besprochen, geregelt oder „angeleiert“ worden ist.

Wir freuen uns auf das nächste Vereinsjahr.