"Herbstputz" in Machtsum

Foto: W. Kauer (28.10.12)
Foto: W. Kauer (28.10.12)

(wk) Nach Hinweisen aus der Bürgerschaft haben wir am 28.10.12 die Straße "Am Beeke" in Machtsum aufgesucht und die Ergebnisse eines Arbeitseinsatzes in Augenschein genommen.

 

Nun - auch der Verein betreibt in der Feldmark "Kopfbaumpflege", stellen doch richtig gepflegte Kopfbäume alte Kulturpflanzen und einen bedeutenden Lebensraum für Tiere und Pflanzen dar. Der wichtigste Grund hierfür ist ihr hoher Totholzanteil (und die Kombination von lebendem und morschem Holz in verschiedenen Zerfallsstadien). Je älter, dicker und mulmreicher die Stämme sind, desto wertvoller sind sie. Allerdings können wir uns kaum vorstellen, dass es DIESE Gründe sind, die die Ortschaft zu dem Einsatz bewogen haben.

 

So werden wir im Blick behalten, ob die traurigen Überbleibsel jahrelang gepflegter Gehölze den Schnitt "wegstecken" oder ein Opfer von in die Schnittwunden eindringenden Pilzen werden. Die Gehölze dürften schätzungsweise fast zwei Jahrzehnte die Straße gesäumt haben. Wären sie nunmehr abgängig, könnte man schon einmal anfangen zu rechnen, denn die bereits investierten Pflegekosten wären dann "verloren".

 

Wichtiger als die reine Optik ist ja der ökologische Nutzen/Wert der Kopfbäume, hier wird durch den gezielten Schnitt der Alterungsprozess des Baums künstlich beschleunigt, indem man über die Schnittstellen Eintrittspforten für allerlei Pilze, Insekten, Vögel und andere Tiere schafft. Je mehr Kleinlebensräume und verschiedene Standortbedingungen, desto besser.

 

Als "Straßenbegleitgrün" sind jedoch solche Bäume nicht zuletzt aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht eher ungeeignet. Das Argument der Verkehrssicherungspflicht ist es denn auch, dass später bei Auftreten von Pilzbefall wiederum der Ruf nach der Kettensäge laut wird ... die dann allerdings unten am Stamm angelegt wird und nicht im Kronenbereich.


Übrigens: Arbeitseinsatz - bei allen Kopfbaumaktionen muss natürlich neben dem üblichen netten Freiland-Treiben der Aktivisten die Optimierung des Lebensraumes im Vordergrund stehen.

 

Regel: NIE ALLES AUF EINMAL! Mit der Kopfbaumpflege sägt man eine ganze Menge an Populationen verschiedenster Lebewesen mit herunter. Wird immer nur eine kleine Menge des Bestandes geschnitten, ist die Gefahr sehr viel geringer, dass durch die Aktion lokale Vorkommen einzelner Arten unnötig dezimiert werden.

 

 

Bevor man an einen gesunden Baum Hand anlegt ...

... sollte man also einige Punkte beachten: durch den ständigen Schnitt stehen Kopfbäume unter „Dauer-Stress“. Sie leiden unter verringerter Photosyntheseleistung und damit Energiemangel, verminderter Reservestoffbildung und schlechter   Wurzelversorgung. Ihre Lebensdauer ist dadurch deutlich kürzer. Kopfbäume sind anfälliger für Frost, Schädlinge und Krankheiten. Das feuchte Mikroklima in ihren kleinen, dichten Kronen ist ein Paradies für Schimmelpilze sowie feuchtigkeitsliebende Milben und Insekten. Die Blattbildung von Kopfbäumen ist häufig gestört. Die Folge sind unnatürliche Riesenblätter. Einmal gekappt, muss der Baum von nun an immer wieder neu beschnitten werden, denn eine artgerechte, gesunde und stabile Krone wächst nicht nach. Diese ständige Pflege kostet Zeit und Geld. Die unnatürliche Krone von Kopfbäumen ist relativ instabil, wenn sie größer wird. Sie bricht bei Stürmen und schlechter Pflege besonders leicht. Eigentümer haften für Schäden, die durch einen Kronenbruch infolge mangelnder oder falscher Pflege entstehen.

 

 

 

Wir haben bei der Ortsbürgermeisterin nachgefragt - eine Antwort haben wir bislang leider nicht erhalten.