Gemeindewälder

Gliederung:

 

1. Waldflächen im Gemeindegebiet; Waldzustand allgemein

 

2. Der Borsumer Wald

 

a) Der Borsumer Wald als schützenswertes Strukturelement

b) Problemfeld 1: Radwegeplanung (ab sofort unter "Nicht ohne uns"

c) Problemfeld 2: fehlende Erschließung

d) Problemfeld 3: kommerzielle Nutzung einer Teilfläche als Friedwald?

 

 

Anmerkung: Vereinsmitglieder sind zur Zeit damit beschäftigt, weitergehende Informationen über Flora und Fauna des Borsumer Waldes zusammen zu stellen. Schaut also in regelmäßigen Abständen mal wieder rein.  

 

 

 

1. Waldflächen im Gemeindegebiet; Waldzustandsberichte

 

Vorab: Informationen zum Zustand der niedersächsischen Wälder können den "Waldzustandsberichten" des Niedersächsischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung entnommen werden. Den link zum aktuellsten Bericht (2015) findet Ihr hier :

 

 

 

 

 

http://www.ml.niedersachsen.de/startseite/themen/wald_holz_jagd/wald_und_forstwirtschaft/ue_wald_und_forstwirtschaft/zustand-des-niedersaechsischen-waldes--waldschaeden-und-risiken-5181.html

(wk) Die Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes und die Nutzbarkeit der Naturgüter ergeben sich im Gemeindegebiet ganz wesentlich aus den hier verbreiteten Bodentypen (Schwarzerden und Parabraunerden), die an einigen Stellen die höchsten Boden- bzw. Ackerzahlen Deutschlands erreichen. Zwar steht eine ordnungsgemäße, intensive ackerbauliche Bewirtschaftung mit bodenschonenden Fruchtfolgen durchaus im Einklang mit den Zielen des Landschaftsprogramms, dennoch trägt auch die Landwirtschaft zu den Belastungen des Naturhaushaltes erheblich bei. Deshalb kommt in der „ausgeräumten Bördelandschaft“ den Landschaftsteilen eine erhebliche Bedeutung zu, die der Erhöhung des floristischen und faunistischen Potentials in qualitativer und quantitativer Hinsicht dienen. Von Bedeutung sind hier in erster Linie die verbliebenen zusammenhängenden Waldstücke im Gemeindegebiet.

Dies wird durch folgende Zahlen belegt:

Gemeindefläche: 49,84 km, entsprechend 4.984 ha.

Davon zusammenhängende Waldflächen:
Borsumer Wald: 61,3 ha
Harsumer Holz: 101,5 ha
Aseler Busch:  7,5 ha1

Der gesamte Landkreis Hildesheim weist einen hohen Anteil an Verkehrsflächen mit einem relativ dichten Straßen- und Wegenetz auf. Die intensiv genutzte Bördenregion ist außerhalb der Siedlungsflächen des Landkreises Hildesheim am stärksten erschlossen 2 . Der hohe Erschließungsgrad, d.h. die dem Verkehr und der Mobilität in der Gemeinde eingeräumte Priorität führt neben der einseitig und intensiv betriebenen Bodennutzung (Landwirtschaft) per se zu einem starken Zurückdrängen des Schutzguts „Natur“ und damit auch der naturnahen Erholungsmöglichkeiten der anwohnenden Bevölkerung.

 

Das Verhältnis zwischen landwirtschaftlicher Nutzfläche und Wald (grün) macht die nachstehende Karte des betroffenen Gebietes deutlich. Gleichzeitig kann man feststellen, dass sich größere zusammenhängende Waldstücke entlang des Stichkanals Hildesheim befinden, die durch einen etwaigen Ausbau im Mitleidenschaft gezogen würden (vgl. auch: Projekte/Der Stichkanal Hildesheim):

 

 

Quelle und Lizenz für den Kartenausschnitt vgl.:

http://www.openstreetmap.org/ 

http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/

 

 

 


2. Der Borsumer Wald

Zur Einstimmung:

Naturimpressionen aus dem Borsumer Wald (Fotos: Thomas Schulz)

a) Borsumer Wald als schützenswertes Strukturelement:

Das Borsumer Holz erfüllt – neben dem Aseler Busch – lt. Landschaftsrahmenplan für den Landkreis Hildesheim (1993) die Voraussetzungen für die Anerkennung als Naturschutzgebiet. Das Regionale Raumordnungsprogramm des Landkreises sieht für die beiden Wälder vor: „Vorranggebiet für Natur und Landschaft“.

Alle 3 Waldstücke im Gemeindegebiet stellen im norddeutschen Raum die einzigen auf einem Schwarzerdestandort dar und sind so sehr seltene, strukturbildende Elemente in einer ansonsten offenen, ausgeräumten Agrarlandschaft. Aufgrund ihrer Artenvielfalt und ihrer vielseitigen mosaikartigen Struktur sind sie ein Anziehungspunkt für viele Erholungssuchende. Als ein Relikt durchgewachsener Mittelwälder repräsentieren sie ein Zeugnis kulturgeschichtlichen Wirkens.

Die Wälder im Raum Harsum sind Jahrhunderte lang als Mittelwälder benutzt worden; sie weisen noch heute hinsichtlich der Zusammensetzung und des Vorkommens der einzelnen Baumarten in den verschiedenen Schichten – und auch abhängig von den wechselnden Standortbedingungen - auffallende Unterschiede auf. Sie stellen ein wertvolles kulturhistorisches Dokument dar. Nutzungsform und naturräumliche Bedingungen haben zur Ausbildung der heutigen Waldgesellschaften geführt, die aus Sicht des Naturschutzes und der Forstwirtschaft einen hohen Wert besitzen. Die Bedeutung dieser Wälder ist wegen ihrer Seltenheit besonders hoch einzustufen (vgl. HEINRICH HOFMEISTER: Eichen-Hainbuchenwälder in der Umgebung von Harsum (2005); - in: Mitteilungen der Paul-Feindt-Stiftung Bd. V: Hildesheimer und Kalenberger Börde; Bl. 147 ff. sowie Landschaftsplan der Gemeinde Harsum; Anhang 1: Ergänzende Unterlagen zu den Wäldern des Gemeindegebietes; Bl. 108). 

Dem Borsumer Wald kommt aufgrund seiner geringen Größe als Inselbiotop eine besondere Bedeutung für die Pflanzen und Tierwelt zu.

In botanischer Hinsicht dominieren die Baumarten Stieleiche, Hainbuche, Buche und Esche. In dem Wald wurden – bezogen auf die relativ einheitliche geologische Ausgangslage und die geringe Differenziertheit des Reliefs -  eine hohe Artenzahl an Pflanzen festgestellt, die sich aus dem dichten Nebeneinander durch verschiedene baumartengeprägte Standorte erklären lässt.

Der Borsumer Wald ist ferner Lebensraum und Brutgebiet für eine Vielzahl von Vogelarten. Eine große Bedeutung besitzt der Borsumer Wald ebenfalls für Greifvögel. Als Lebensraum ist er nicht nur für die „reinen“ Waldbewohner von Bedeutung, sondern insbesondere auch für alle größeren Arten, die hier lediglich brüten, aber das offene Umland als Nahrungsrevier nutzen (vgl. BERNHARD MÖLLER: Vögel im Borsumer Wald (2005); - in: Mitteilungen der Paul-Feindt-Stiftung Bd. V; Bl. 153 f.).

Im Jahre 2004 wurde zum ersten Mal für das mittlere und südliche Niedersachsen überdies die Totholzkäferart Epuraea ocularis auch im Borsumer Wald nachgewiesen. Und der Wiederfund des kleinen Bockkäfers Obrium catharinum im Borsumer Wald bedeutet gar einen Wiederfund dieser Art nach über 50 Jahren für das mittlere und südliche Niedersachsen (vgl. LUDGER SCHMIDT: Käfer im Holz und an seinen Waldrändern (2005); - in: Mitteilungen der Paul-Feindt-Stiftung Bd. V; Bl. 155 ff.). 


Insgesamt kann die Ausprägung der Waldbestände der Gemeinde – und damit auch des Borsumer Waldes mit dort (und im Aseler Busch) anzutreffenden feuchten Bereichen)  – insgesamt als strukturreich und naturnah angesprochen werden. Den Waldbeständen kommt eine herausragende Bedeutung innerhalb des Gemeindegebietes zu (Landschaftsplan für die Gemeinde Harsum; Hannover/Harsum 2006; Bl. 14). 

Als kommunales Handlungskonzept sieht der Landschaftsplan für die Gemeinde Harsum eine Vergrößerung des Waldanteils (nach Süden) vor, und zwar dies mit Prioritätsstufe A (so Landschaftsplan für die Gemeinde Harsum aaO, Bl. 67). 

 

 

b) Problemfeld 1: Radweg Borsum - Asel (oder: eine unendliche Geschichte):

 

Seit Jahrzehnten beschäftigt der von den Bürgern sehnlichst erwartete Bau eines Radweges entlang der Kreisstraße Borsum - Asel die öffentliche Diskussion.

 

Das "Bündnis für Borsum" verfolgt beharrlich diesen Plan. Leider ohne - über regelmäßige Informationen hinaus - die Vorteile einer modernen Bürgerbeteiligung zu nutzen.

 

Wir haben ab sofort zu diesem Thema unter "Nicht ohne uns" eine neue Seite eröffnet, auf der wir - aus unserem Blickwinkel eines Naturschutzvereines heraus - weiter berichten werden.

  

 

c) Problemfeld 2: fehlende Erschließung; Bewirtschaftung

 

Der "Borsumer Wald" besteht eigentumsrechtlich im Wesentlichen aus einer Vielzahl von Klein- und Kleinstparzellen. Teils handelt es sich um Privatwald, teils stehen Parzellen im Gemeindeeigentum. Vor Jahren war es möglich,  eine größere zusammenhängende Fläche vom Bund zu erwerben, die Fläche steht nunmehr im Gemeinschaftseigentum von Gemeinde und Paul-Feindt-Stiftung. 

 

Die fehlende "Erschließung" erschwert eine forstwirtschaftliche Nutzung.

 

Dies ist insbesondere im Winter 2010/2011 deutlich geworden, als es in einigen Teilen des Waldes zu einer Durchforstung gekommen ist. Mangels eines Netzes von Erschließungswegen erfolgte das Rücken des Holzes teils quer durch den Bestand. Die vorangegangene nasse Witterung sorgte zudem dafür, dass hierbei - und beim privaten Aufarbeiten des Kronenholzes - der Boden in Mitleidenschaft gezogen wurde.

 

Der Naturschutzverein hat die Gemeinde gebeten, die im Gemeinschaftseigentum von Gemeinde und Paul-Feindt-Stiftung stehende Gemeinschaftsfläche auf eventuelle Schäden hin zu untersuchen und diese gegebenenfalls zu dokumentieren. Ferner hat der Naturschutzverein auf die zu erwartenden Folgeschäden durch die Bodenverdichtung hingewiesen (vgl. weiter unten).

 

Der Holzeinschlag wurde in der Folgezeit auch kommunalpolitisch aufgegriffen und war Gegenstand der Presseberichterstattung. Das Problem moderner Forstbewirtschaftung (Holzernte nach Submissionsterminen und nicht nach Witterungslage wie früher) sowie fehlender Walderschließung (keine dauerhaft nutzbaren Rückewege) bleibt jedoch ungelöst und dürfte sowohl bei Eigentümern, Erholung suchenden Spaziergängern als auch Naturschützern weiterhin für Verdruss sorgen.

 

Ein Jahr später folgten weitere Arbeiten. Und im Zuge der Sperrung der Kreisstraße anlässlich deren Sanierung im Winter 2013/2014 (ohne Radwegebau, der Autoverkehr geht nun einmal vor) wurden dann schwerpunktmäßig im Eigentum der Gemeinde stehende Flächen "bearbeitet". Aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht wurden eine ganze Reihe randständiger Bäume entfernt, der Waldtrauf quasi "aufgerissen" (der Fachmann benutzt die Vokabel "Rückbau").

 

Was uns ärgert: bestehende Kontakte wurden nicht genutzt, um diese Maßnahme anzukündigen und fachlich zu begründen. Als Verein ist es alles andere als befriedigend, Diskussionen über Art und Ausmaß solcher Arbeiten - die auch gern mit einem konventionellen Holzeinschlag verbunden werden - immer nur am (schon) "liegenden Holz" zu führen.

 

Problem: Bodenverdichtung beim Holzeinschlag

(Abdruck eines Artikels des Naturschutzvereins, erschienen in der HALOKAZ 1/2011:

Cliffhanger 2“ –  Drama (2010)
Handlungsort: Borsumer Wald
Geländemodellierung: Forstamt Südniedersachsen
Requisite: Noah Voges (nicht verantwortlich für den Inhalt des Dramas)

 

 

 

Tiefe Fahrspuren von Traktoren im Zuge der Rückearbeiten: Bodenverdichtung mit Langzeitschäden für das betroffene Wurzelwerk

                             Holzernte im Morast

Was auf der Nahaufnahme wie eine gefährliche Passage für Extremkletterer aussieht, wirkt in der Realität weniger amüsant. Die tiefen Fahrspuren im Borsumer Wald, die für diese Aufnahme die passende „Kulisse“ abgaben, sind nicht nur ein momentanes Ärgernis für jeden, der dort einen Spaziergang machen will. Sie zeugen von einem gedankenlosen Umgang mit den Schutzgütern „Wald“ und „Boden“ inmitten des Landschaftsschutzgebietes.

Wo liegt das Problem ? Nun, ungestörter Waldboden ist das Produkt eines langen Entwicklungsprozesses, bei dem durch Bodenlebewesen ein reich gegliederter Porenraum geschaffen und ständig erhalten wird. Der Boden ist dann aufgebaut wie ein poröser Schwamm: er besteht aus der Festsubstanz, der Bodenluft und dem Bodenwasser. Durch eine gleichmäßige Verteilung von engen und weiten Poren ist der Boden ein effektiver Wasserspeicher, der gleichzeitig auch gut belüftet ist. Dies ist neben einer ausreichenden Nährstoffversorgung unerlässlich für die Erschließung des Bodens durch Baumwurzeln.

Der Boden des Borsumer Waldes ist feinkörnig und nach den heftigen Regenfällen vor dem Rücken des Holzes völlig durchnässt gewesen. Beim Befahren des Bodens mit schwerem Gerät wird der Boden verdichtet, beim Durchdrehen der Räder werden die obersten Schichten abgeschert und geknetet. Das Porensystem des Bodens wird nachhaltig geschädigt. Unter den Fahrspuren geht dem Boden die „Luft“ aus. Übrigens passiert dies bereits beim ersten Überfahren. Der Spruch „einmal ist keinmal“ gilt (auch) hier nicht. Baum- und bodenschonendes Arbeiten im Wald ? es gab einmal eine Zeit, da wartete man frostige oder trockene Bodenverhältnisse ab, denn in unseren Breiten wird der Boden – anders als in nordischen Ländern mit mächtigen, eine Bodenbelastung abfedernden Humusschichten – in der Regel unelastisch verformt. Wirtschaftliche Gründe bestimmen nunmehr jedoch offensichtlich einen witterungsunabhängigen Maschineneinsatz.

Und die Auswirkungen auf den Wald ? die Durchwurzelung wird für lange Zeit gehemmt. Die Vitalität selbst größerer Bäume kann stark beeinträchtigt werden. Die Naturverjüngung wird beeinträchtigt oder sogar unmöglich gemacht. Eine starke Vernässung und ungenügende Durchlüftung des Bodens kann die Pflanzen absterben lassen. Beim Befahren werden zudem die Wurzeln benachbarter, nicht gefällter Bäume verletzt. Dies kann als Spätfolge zur Fäulnis führen.

Infolge der Verdichtung wird der Boden also nachhaltig schlechter. Die sich die verdichteten Böden regeneriert haben, können Jahrzehnte vergehen. Geschädigte Wurzelsysteme führen – insbesondere bei sensiblen Baumarten – schlimmstenfalls zum Absterben des betroffenen Baumes. Die Folgen des Maschineneinsatzes sind mithin wesentlich tiefgreifender, als es der zerfurchte Boden als Ärgernis für den Fußgänger oberflächlich vermuten ließen.

Der auf Schwarzerdeboden aufstehende Borsumer Wald ist in Europa eine Seltenheit. Er ist für seltene Arten der Fauna und Flora ein existenziell wichtiger Lebensraum und deshalb auch als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. Fällaktionen im Wald sind zur Erhaltung der heutigen Artenzusammensetzung erforderlich, ein „natürlicher“ Borsumer Wald würde anders aussehen. Ob die Fällaktionen nun als „Holzernte“ oder „Pflegeeingriff“ ausgewiesen werden, ist von sekundärer Bedeutung. Wichtig ist, dass solche Eingriffe – von wem auch immer sie zu verantworten sind – schonend durchgeführt werden.

Der zuletzt durchgeführte Eingriff erfüllt diese Voraussetzungen unseres Erachtens nicht. Wir haben uns deshalb an das betreuende Forstamt und die Untere Naturschutzbehörde gewandt, desgleichen die Gemeinde gebeten, vorsorglich die im Gemeinschaftseigentum von Gemeinde und Paul-Feindt-Stiftung stehende Waldfläche auf mögliche Schäden hin zu untersuchen und diese vorsorglich aktenkundig zu machen.

 

 

d) Problemfeld 3: kommerzielle Nutzung einer Teilfläche des Waldes als Friedwald?

 

Wir haben auch zu diesem Thema unter "Nicht ohne uns" eine eigene Seite eröffnet, zu der sie hier gelangen.

 

 

 

 

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