Naturschutzbeitrag: Schutz der Schwalben

Das Schwalbendorf

Foto: künstliche Nisthilfen für Mehlschwalben am Jugendheim in Borsum, der früheren Dorfschule (Foto Kauer)
Foto: künstliche Nisthilfen für Mehlschwalben am Jugendheim in Borsum, der früheren Dorfschule (Foto Kauer)

 

(wk) Noch kennt sie jeder, die Flugkünstler, die das Ende des Winters verkünden. Jahrhunderte lang gehörten sie ganz selbstverständlich in jedes Dorf, auf jeden Bauernhof und auch in jede Stadt. Ihre fliegerischen Darbietungen dienen der Nahrungssuche. Schwalben ernähren sich von fliegenden Insekten und im Luftstrom treibenden Spinnen, die sie im Flug erbeuten.

Schwalben sind ausgeprägte Zugvögel. Dieser Eigenschaft verdanken sie ihren Ruf als Sommerboten. Die kalte Jahreszeit verbringen sie in Afrika. Im April kommen sie zum Brüten zu uns und im Oktober sammeln sie sich, um wieder gen Süden zu ziehen.

Mehl- und Rauchschwalben haben sich als so genannte „Kulturfolger“ zwar an eine vom Menschen geprägte Umgebung angepasst. Sie tauschten ihre ursprünglichen Brutplätze an felsigen Steilküsten gegen einen Platz im Stall oder an der Hauswand ein. Somit blieb den Menschen ihre jährliche Rückkehr nicht verborgen. Dass Schwalben immer wieder willkommen waren, zeigt das Sprichwort „Wenn Schwalben am Haus brüten, geht das Glück nicht verloren“.

Doch inzwischen sind sie trotz ihrer Anpassung an den Menschen zu Sorgenkindern des Naturschutzes geworden, denn flächendeckend gehen die Schwalbenbestände schon seit Jahren zurück. Die Intensivierung der Landwirtschaft, zunehmende Hygieneanforderungen, die starke Versiegelung der Landschaft und die Sanierung vieler Gebäude machen ihnen zu schaffen. Als Folge davon fehlen genügend Brutmöglichkeiten und die Nahrungsgrundlage geht zurück.

 

Während Hausbesitzer oft ohne Kenntnis der Rechtslage aus oder Angst vor einer Verschmutzung der Fassaden bei einer Haussanierung die Nester der Mehlschwalben zerstörten, verschlossen besorgte Landwirte den Rauchschwalben ihre Ställe, um EU-Hygieneanforderungen gerecht zu werden. Oft stimmte auch einfach der "Lebensraum" rund um die Brutstätten insgesamt nicht mehr, um die Bruten erfolgreich aufzuzuiehen. 

 

Umso mehr sind wir gefordert, die Lebensbedingungen der Schwalben zu verbessern. Hierzu gehört die Erhaltung der restlichen verbliebenen natürlichen Lebensgrundlagen der Schwalben als auch das Einplanen von "Ersatzmaßnahmen" bei erfolgten Eingriffen in diese Lebensräume, zum Beispiel durch das Anbieten von Nisthilfen. 

 

So weist der Naturschutzverein darauf hin, dass die Befestigung der letzten Straßenrandstreifen den Schwalben zwangsläufig das "Baumaterial" entzieht, denn ohne feuchte "Matschlöcher" funktioniert eben auch der Nestbau nicht.

 

Wir haben in Absprache mit Gemeinde, Ortsrat und ABV in den vergangenen Tagen an der Fassade des Jugendheimes auch künstliche Nisthilfen für Mehlschwalben angebracht. Ein Kotbrett soll die Verschmutzung der Fassade verhindern helfen. Gerade die "Hinterlassenschaften" der mit der Brutpflege beschäftigten Mehlschwalben veranlassen manchen Hauseigentümer, insbesondere nach einer Fassadenrenovierung, es erst gar nicht zur Ansiedlung der Schwalben kommen zu lassen oder - noch schlimmer - Nester wieder abzustoßen.

 

Gern würden wir diese Maßnahme noch ergänzen durch das Spannen eines Drahtseiles quer über die Hoffläche des Jugendheimes, und zwar als Ersatz für die früher üblichen oberirdischen Telegrafenleitungen, die (nicht nur) von Schwalben gern  zum Sitzen genutzt wurden.

 

Unsere Aktion am Jugendheim soll somit im Rahmen des Dorferneuerungsverfahrens auch andere Hauseigentümer ermutigen, sich Gedanken um den Schutz der Mehlschwalben zu machen. Öffentlich geförderte Renovierungs- und Sanierungsmaßnahmen führen nur allzu leicht zu einer Verschlechterung der Lebensbedingungen von Fauna und Flora im Dorf. Das muss jedoch nicht sein ! Es gibt mittlerweile viele Möglichkeiten, mit vorausschauender Planung und geeigneten Materialien das Dorf einerseits den veränderten Wohnansprüchen der dort lebenden Menschen anzupassen, ohne dass dies jedoch zu einer Verdrängung des verbliebenen Rests von "Natur" führen muss.