Fotos und Dokumente zum Steinkauzauswilderungsprogramm (Archiv Reinhard Gronau)

1) Artikel in der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung vom 14.07.1988: "Steinkauz-Nachwuchs im Tannenkamp" (Leseabschrift des Artikels befindet sich nach den Fotos):

 

DONNERSTAG, ,14. JULI 1988


Steinkauz-Nachwuchs im Tannenkamp

 

Walter Wedig züchtet die bedrohte Vogelart im heimischen Garten in Harsum

 

Harsum. (htw) Zu den im Bestand bei uns am stärksten zurückgegangenen Vogelarten gehören Eulen und Käuze. So sind besonders der Uhu und der Steinkauz seit den fünfziger Jahren fast ausgestorben.

Inzwischen hat sich aber die Situation zumindest für den Uhu erheblich verbessert. Das Auswilderungsprogramm des Deutschen Bundes für Vogelschutz (DBV) hat dafür gesorgt, daß der Uhu die ihm zusagenden Lebensräume im Harz und im Weserbergland wieder besiedelt hat.

 

Bruten in Söhlde


Selbst im Landkreis Hildesheim fanden wieder erfolgreiche Bruten im Raum Söhlde und Giesen statt. Ermutigt durch diese Auswilderungserfolge hat sich der Ornithologische Verein Hildesheim 1987 entschlossen, jetzt auch Steinkäuze zu züchten und auszuwildern. Dies erfolgt in Abstimmung mit der unteren Naturschutzbehörde beim Landkreis Hildesheim und dem Landesverwaltungsamt in Hannover.

Für die zeitraubende und aufwendige Arbeit hat sich Walter Wedig vom Verein für Naturschutz Borsumer Kaspel im OVH bereitgefunden. Er züchtet auf seinem Grundstück in Harsum, Tannenkamp 10, seit Jahren erfolgreich Kanarienvögel und hat bereits mehrere Deutsche Meisterschaften gewonnen.

Das erste Kauz-Paar erhielt der leidenschaftliche Vogelliebhaber Wedig im August 1987 aus der Aufzucht und Pflegestation des DBV in Leiferde. Seine insgesamt fünfAufzuchtvolieren wurden mit mehreren selbst erstellten Niströhren versehen, es begann die Zeit des Wartens.

Im Frühjahr 1988 erkannte der Züchter bei der beginnenden Balz, daß das „Paar“ nicht harmonierte. Beim Steinkauz sind Weibchen und Männchen gleichfarbig und äußerlich daher nicht unterscheidbar. Hier kann etwas nicht stimmen, dachte sich Züchter Wedig.

Für „schnelle Hilfe“ sorgte die Tierärztliche Hochschule in Hannover. Eine Endoskopie bestätigte, daß es sich nicht um ein Pärchen, sondern um zwei Weibchen handelte. Zur Lösung des Problems trug Lehrer Werner Scharf aus Stadtoldendorf mit zwei männlichen Tieren bei., Er kann bereits große Erfolge bei der Auswilderung von Steinkäuzen im Landkreis Holzminden vorweisen.

Bereits nach kurzer Zeit kam es zur Paarung. Beide Steinkauz-Paare brüteten, wobei das eine Pärchen mit drei Jungvögeln außergewöhnlich erfolgreich war.

Die inzwischen flügge gewordenen und fast ausgewachsenen jungen Steinkäuze sorgen für reichlich-Leben in der Voliere. Im Verhältnis zu den anderen Eulenarten sind die Steinkäuze verhältnismäßig klein - und ungefähr starengroß. Der Standvogel erreicht etwa eine Länge von 22 Zentimeter und zeigt bei Erregung ein merkwürdiges Verhalten: Er richtet sich auf und duckt sich in schneller Form.

 

Früher weitverbreitet

 

In den tiefgelegenen Landschaften war der Steinkauz früher ein weitverbreiteter Brutvogel, der auch in den Randlagen der Dörfer regelmäßig vorkam. Die Vernichtung der Biotope durch intensivere landwirtschaftliche Nutzung, Umbruch von Wiesenflächen, Verschwinden von Streuobstwiesen und höhlenreicher Kopfweiden waren die Hauptursachen für den drastischen Bestandsrückgang.

Durch den Ankauf und die Betreuung geeigneter Flächen versucht der OVH jetzt auch dem Steinkauz neue Lebensräume zu schaffen. Dieses geschieht insbesondere durch das Anpflanzen und regelmäßiges Schneiteln von Weiden, Pappeln und Obstbäumen. Erforderlich ist auch ein ausreichendes Niströhrenangebot als Ersatz für verschwundene Naturhöhlen.

Von dem erfolgreichen Bruterfolg der Steinkäuze bei Walter Wedig in Harsum überzeugte sich auch Bernhard Möller vom OVH. Er ist vom Landesverwaltungsamt in Hannover als Schleiereulen-Beringer für den Bereich des Landkreises Hildesheim beauftragt worden.

 

Vielseitige Nahrung

 

Er warf dabei einen „Blick über die Schulter“ von Walter Wedig, der ihm die Geheimnisse des Fütterns der Käuze verriet. Die Nahrung der Steinkäuze ist sehr vielseitig. Neben Mäusen und Kleinvögeln umfaßt sie auch Insekten und Reptilien sowie Amphibien. Walter Wedig verfüttert in erster Linie Eintagsküken und Mäuse, die er teilweise selbst züchtet. Bekannte und Nachbarn helfen kräftig mit, ausreichend Nahrung zu beschaffen.

Jetzt sollen die Zuchtpaare noch vermehrt werden, damit im nächsten Jahr eine noch größere Anzahl von Steinkäuzen ausgewildert werden kann.

 

 

 

2) Fotostrecke "Bau zweier Aufzuchtvolieren für Steinkäutze bei Klaus Möller Denkmalstr. 6" (Fotos zum Vergrößern bitte anklicken):

 

 

 

 

 

3) Anbringen einer Nisthilfe für Steinkäuze bei Klaus Möller (1990):

4) Aufbau einer Auswilderungsvoliere (Kläranlage Clauen 12/91):

 

 

 

 

5) Artikel in den Peiner Nachrichten v. 20. Juli 1992 (eine Leseabschrift des Artikels befindet sich nach den folgenden 2 Bildern):

 

Hier die Leseabschrift des Artikels:

 

Wolfgang Dierks Leidenschaft gehört einem seltenen Hobby - Er wildert Steinkäuze aus

Viel Aufwand für eine Handvoll Glück

Von Silvia Rausch-Becker

 

SOSSMAR. 'Als Vollzeitbeschäftigung bezeichnet Wolfgang Dierk sein Hobby. Seit mehr als fünf Jahren gilt die ganze Leidenschaft des Soßmarers der Familie der Eulen. Besonders Steinkäuze haben es ihm angetan. Der Vogelliebhaber erhielt in Anerkennung seiner Verdienste um die Auswilderung der possierlichen Tiere im Juni den Umweltpreis der Gemeinde Hohenhameln.

Die Vogelkunde hatte den jetzigen Mitarbeiter der Preussag Stahl AG schon als Kind begeistert Was damals mit einem Wellensittich begann, mündete im Alter von 23 Jahren in eine Kanarienvogelzucht. Acht Jahre widmete sich Wolfgang Dierk mit seiner Ehefrau der Aufzucht der beliebten Singvögel. „Wir haben eigentlich alles aufgepäppelt, was Flügel hatte“, erinnert sich der Hobby-Ornithologe an diese Zeit.

Sogar Wachteln habe er mit Erfolg gezüchtet. 1978 sattelte er jedoch auf ein anderes Hobby um -- und wurde Imker. Erst 1987, packte ihn die alte Leidenschaft erneut. Für seinen zweiten Anlauf als Züchter hatte sich Wolfgang Dierk 1987 einer Vogelart zugewandt, die in Niedersachsen immer seltener geworden ist - dem Steinkauz.

Der leichtgewichtige Vogel mit den großen gelben Augen, ausgewachsen gerade 22 Zentimeter groß und durchschnittlich 200 Gramm leicht, war in der Umgebung von Dierks Heimatort Soßmar letztmals Ende der 80er Jahre gesehen worden. Eine großangelegte Aktion sollte das scheue Tier rund um Hohenhameln wieder heimisch machen und den Bestand vergrößern.

Ein Steinkauz-Zuchtpaar; das seine Jungen in einer Volière in der Nähe von Soßmar aufzog, begründete wohl Dierks Leidenschaft für diese Gattung. Tag für Tag, Abend für Abend beobachtete er die Fortschritte der Jungvögel, deren erste unbeholfenen, Flugversuche. Als die Jungtiere kräftig genug für ein Leben in freier Natur waren, wurde die Volière damals geöffnet – ein Grundstock für eine neue Population war gelegt worden.

Im Januar des darauffolgenden Jahres testete Wolfgang Dierk das Vorhandensein vermehrungsfreudiger Steinkauz-Weibchen mit einem simplen Trick - er imitierte den Balzruf der männlichen Vögel. Durch den interessierten Antwortschrei der Vogelweibchen informiert, begann Dierk, gemeinsam mit seiner Frau Niströhren für die bedrohte Vogelart aufzuhängen. „Wir haben Plätze gewählt, die die Gewohnheiten der Steinkäuze begünstigen - bewirtschaftetes Weideland mit kurzem Rasen für die Jagd auf Mäuse und Regenwürmer und dichte Hecken als Schutz gegen die natürlichen Feinde“, berichtet der Vogelliebhaber. Die selbst angefertigten Niströhren erhalten von ihm eine Zusatzausstattung, die den dämmerungs- und nachtaktiven Jägern sehr entgegenkommt: Eine spezielle Sicherung verhindert das Eindringen von Mardern in die Niströhren.

Die Zuchtbemühungen hatten Erfolg. 1991 verließen vier, 1992 drei Jungvögel die Dierkschen Niströhren. „In unserem Bereich gibt es jetzt schätzungsweise 13 bis 14 Tiere“, ist Dierk stolz auf die gemeinsam mit anderen Vogelfreunden erzielten Erfolge. Sein Ziel ist die Abstimmung der Zuchtbemühungen aller Ornithologen rund um Soßmar, denn nur dann könne der Steinkauz überleben.