Steinkauz-Auswilderungsprogramm des Vereins (1989-1993)

 

(wk) Im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war der Steinkauz eine verbreitete und häufige Vogelart in Hildesheim und seiner Umgebung. Auch in der Börde war der als Garten- und Dorfvogel bezeichnete Kauz verbreitet und nicht selten (vgl. Rolf Schoppe, Die Vogelwelt des Kreises Hildesheim [bearbeitet im Auftrag des Ornithologischen Vereins zu Hildesheim e.V.], Georg Olms Verlag 2006; Bl. 270 ff.). Der Steinkauz gehört zu den besonders gefährdeten Eulenarten.

Foto: Svensson u.a., Der neue Kosmos Vogelführer
Foto: Svensson u.a., Der neue Kosmos Vogelführer

 

1) Einige Informationen zu diesem Vogel:

 

(Quelle:

http://www.nabu.de/aktionenundprojekte/vogeldesjahres/1972-dersteinkauz/)

 

Der Steinkauz besiedelt ein Landschaftsmosaik, das in Mitteleuropa immer seltener geworden ist. Gezielte Schutzmaßnahmen konnten gebietsweise den Rückgang stoppen, dennoch hat der Steinkauz viele seiner ursprünglichen Brutgebiete aufgegeben.

Name

Der Steinkauz (Athene noctua) ist ein Eulenvogel (Familie Strigidae, Ordnung Strigiformes).

Kennzeichen

Das Gefieder der kurzschwänzigen, kleinen Eule ist auf der Oberseite dunkelbraun und dicht weißlich gefleckt bzw. gebändert. Die Unterseite ist weißlich und breit dunkelbraun gestreift. Über den großen gelben Augen befinden sich schmale weiße Überaugenstreifen. Federohren fehlen ihm. Seine Stirn ist niedrig und flach.

Lautäußerungen

Der Steinkauz ist lebhaft und verfügt über ein relativ breites Rufrepertoire. Erregungs- und Warnruf ist ein guhat, kwiau, oder kurze kja, kju oder keck Laute. Das Männchen lockt mittels monoton gereihter Huui- oder Ghu(k)-Laute.

 

Nahrung

In Europa gehören mindestens 25 Kleinsäuger und 60 Vogelarten zu seinem vielseitigen Nahrungsspektrum, wobei die Feldmaus den größten Anteil hat. Ferner erbeutet der Steinkauz kleine Reptilien, Amphibien, ausnahmsweise auch Fische sowie Insekten und Regenwürmer.

Lebensraum

Der Steinkauz bevorzugt offene, grünlandreiche Landschaften mit ganzjährig kurzer Vegetation. Baumreihen oder Baumgruppen müssen als Höhlen und Rufwarten ebenfalls vorhanden sein. Besonders kopfbaumreiche Wiesen und Weiden sowie Streuobstwiesen bieten dem Steinkauz gute Lebensbedingungen. Auch in lichten Parks, Dörfern und Steinbrüchen kann er vorkommen. Waldgebiete hingegen meidet er völlig.

Fortpflanzung

Der Steinkauz brütet in Mitteleuropa überwiegend in Baumhöhlen bzw. alten Kopfbäumen. Sein Neststand ist jedoch variabel und kann sich auch an Gebäuden, Bodenhöhlen, Steinmauern oder Felshöhlungen befinden. In Abhängigkeit von der Feldmausdichte legt der Steinkauz Mitte April bis Mitte Mai6 bis 7 weiße, nahezu kugelige Eier. Nach 22 bis 30 Tagen schlüpfen die Jungen, die anschließend eine Woche lang intensiv gehudert werden. Mit etwa 35 Tagen verlassen die Jungen die Höhle, mit 38 bis 46 Tagen fliegen sie und mit 2 bis 3 Monaten wandern sie aus dem Revier ab. Zweitbruten sind selten.

Verbreitung

Der Steinkauz ist von Westeuropa und den Ländern um das Mittelmeer - einschließlich Nordafrika - quer durch Eurasien bis nach China verbreitet. In Neuseeland und Großbritannien wurde die Art erfolgreich eingebürgert.

Bestand

In Mitteleuropa ist der Steinkauz auf weitgehend waldfreie Tieflagen unterhalb 500 mNN beschränkt. Sein Brutvorkommen ist lückenhaft. In Mitteleuropa brüten noch mindestens 560.000 Paare, jedoch mit abnehmender Tendenz unter anderem in Spanien, Frankreich, Holland und den meisten osteuropäischen Ländern. In Deutschland steht er mit einem Bestand von etwa 6.000 Paaren auf der Roten Liste und gilt als stark gefährdet.

 


2) Steinkäuze in der Börde


In den 50er Jahren brütete der Steinkauz (Athene noctua) noch in Borsum (u.a. mündliche Aussge von Bernhard Kade).

Bereits seit Mitte der 1950er Jahre setzte ein starker Rückgang der Bestände ein, der in den 1970er Jahren zu einem zeitweise völligen Erlöschen des Brutvorkommens führte. Zwischen 1978 und 1989 notierten die avifaunistischen Jahresberichte keine Steinkauzbeobachtungen mehr aus dem Kreisgebiet.


Hauptursache für den fortschreitenden Bestandsrückgang des Steinkauzes ist der Verlust an geeignetem Lebensraum - ausgelöst vor allem durch folgende Faktoren:

  • Rodung von Streuobstwiesen und alten (Kopf-) Bäumen durch Intensivierung der Landbewirtschaftung sowie durch Bauvorhaben in ortsnahen Obstbaumgürteln
  • Verlust oder Rückgang extensiv genutzter Mähwiesen und Weiden
  • Sanierung und Modernisierung alter Gemäuer

 

3) Wiederansiedelungsprogramme in der Region:

 

a) Vorbemerkung:

 

Kann der Rückgang oder das Erlöschen von Teilpopulationen aufgrund von Biotopverlusten durch eine gezielte Auswilderung gezüchteter Steinkäuze aufgehalten werden ? Mitglieder des Vereins entschlossen sich Ende der 80er Jahre, dieser Frage im Rahmen eines auf 10 Jahre angelegten Programms in den Landkreisen Hildesheim und Peine nachzugehen.

 

Das Projekt lag in den Händen von Bernhard Möller (Projektleiter), Wolfgang Dierk, Edmund Machens, Walter Wedig und weiteren engagierten Vereinsfreunden wie Reinhard Gronau.

 

Die Rahmenbedingungen für einen solchen Versuch sahen günstig aus: Naturschutzverbände und Kommunen hatten sich in dieser Zeit durch Ankauf und Pacht von Acker- und Grünlandflächen in Teilbereichen des Landkreises Hildesheim Dauergrünlandflächen gesichert, die als Lebensraum für den Steinkauz von großer Bedeutung waren. Eine Biotopverbesserung war auch durch die verschiedenen Grünbracheprogramme in der Landwirtschaft eingetreten.

 

Die nachstehenden Ausführungen beruhen auf einer Auswertung diverser sog. Halbjahreshefte unseres Vereins, einer Abhandlung des damaligen Projektleiters Bernhard Möller ("Erste Ergebnisse zur Wiedereinbürgerung des Steinkauzes - Athene nocuta - in den Landkreisen Hildesheim und Peine", veröffentlicht in den Beiträgen zur Naturkunde Niedersachsens Heft 46 (1993) S. 72-81) und weitergehenden Informationen durch Wolfgang Dierk, der freundlicherweise auch die Fotos zur Verfügung gestellt hat.

 

Eine vertiefende Abhandlung zur Problematik der Auswilderung von Steinkäuzen (Region Quedlinburg) findet sich im Internet unter folgendem link:

 


http://www.kolleg.loel.hs-anhalt.de/professoren/hlange/Seiten/Studentische-Arbeiten/Studentische-Arbeiten-Dateien/Projekt-Steinkauz.pdf

 

 

 


 

b) Eckpunkte des Schutzprogramms:

 

Wichtigste Programmpunkte war die Schaffung und Erhaltung von extensiv bewirtschafteten Grünflächen, Magerwiesen, Uferstreifen, Feldhecken und Baumreihen; das Setzen und Schneiden von Kopfbäumen (Weiden usw.) sowie das Anbringen von Nisthilfen. Sämtliche Auswilderungsaktionen erfolgten in Abstimmung mit dem Niedersächsischen Landesverwaltungsamt - Abteilung Naturschutz -, mit den Bezirksregierungen sowie den Unteren Naturschutzbehörden der Landkreise Hildesheim und Peine. Die Wiederansiedlungsbemühungen wurden vom Zoo Hannover durch Bereitstellung dort gezüchteter Steinkäuze unterstützt.

 

c) Material und Methode der Aufzucht:

 

In Volieren wurden 2 - 3 Zuchtpaare gehalten. Die Fütterung erfolgte von W. Wedig mit abgetöteten Eintagsküken und eigens hierfür gezüchteten Mäusen.

Die Volieren wiesen etwa 12 - 15 qm Grundfläche und 2 m Höhe auf. Jede Voliere war mit 3 Niströhren mit einer Zwischenscheibe als Mardersicherung ausgestattet. Im Bereich dieser Niströhren wurde die Voliere geschlossen. Ebenso wurde mit den Seitenwänden zur Nachbarvoliere verfahren. Neben Sitzwarten wurde Sand für Staubbäder geboten.

 

Sobald die Jungen flügge waren, wurden sie von den alten Vögeln getrennt. Die äußerst schwierige Geschlechterbestimmung bei den jungen Steinkäuzen wurde mit Hilfe einer Endoskopie von Fachleuten der Tierärztlichen Hochschule Hannover vorgenommen.

 

d) Auswilderung:

 

Bei der Auswilderung wurde angestrebt, möglichst Paare in Auswilderungsvolieren an geeigneten Standorten zu halten und die Volieren beim Vorhandensein flügger Jungen zu öffnen. Bei ausbleibendem Nachwuchs sollten die Volieren entfernt und die adulten Vögel an diesem Standort freigelassen werden. Wurden im Frühjahr Einzelvögel festgestellt, so erfolgte durch Auswilderung des fehlenden Partners die Paarbildung. Dabei wurde der auszuwildernde Vogel nach 1 - 2 Tagen in einer geschlossenen Niströhre mit Sichtkontakt freigelassen.

 

e) Auswilderungsprogramm Harsum/Borsum (Ldkrs. Hildesheim):

 

In Borsum sollte 1987 der Versuch gestartet werden, den Steinkauz wieder heimisch zu machen. In Zusammenarbeit mit der DBV-Aufzuchtstation in Leiferde sollten Steinkäuze in Volieren gezüchtet und ausgewildert werden. Bald erhielten die Helfer das erste Steinkauzpaar aus der Aufzucht- und Pflegestation des Bundes für Vogelschutz (DBV).

1988 erzielte Walter Wedig mit einem Steinkauzpaar in seiner Voliere einen ersten Bruterfolg. Gleich 3 Jungvögel (Juvenis) wurden flügge. Der Verein ging 1988 mit 4 Zuchtpaaren in die neue Brutsaison. Die Auswilderung führte jedoch zum Leidwesen der Betreuer Edmund Machens, Reinhard Gronau, Wolfgang Dierk und Bernhard Möller hier nicht zu einem gewünschten Bruterfolg.

1991 gab es im Landkreis 3 Freibruten der von uns ausgewilderten Steinkäuze. Neben den erfolgreichen Bruten in Adenstedt und Burgstemmen blieb die Brut in Borsum leider erfolglos. Dem ausdauernd rufenden Männchen in Borsum wurde ein Weibchen zugeführt.

Das Jahr 1992 gab den Betreuern zunächst Anlass, auf einen positiven Durchbruch ihrer Bemühungen zu hoffen. Insgesamt 7 Freibruten konnten festgestellt werden. Davon, nach vielen Jahrzehnten der Abwesenheit dieser noch in den 1950er Jahren recht häufigen Art, wieder eine Steinkauzbrut in einer Naturhöhle eines alten Apfelbaumes am Bruchgraben. Dieser Brutstandort sowie ein weiterer in der Feldmark Bierbergen zeigten jedoch auch deutlich die Grenzen der Bemühungen auf: in der landwirtschaftlich intensiv genutzten Fläche kann der Steinkauz ohne ausrechendes Grünland nicht überleben.

Große Gefahr geht auch vom Straßenverkehr aus. So wurde ein Altvogel des Brutpaares am Bruchgraben auf der B494, da. 700 m entfernt, überfahren. Daraufhin entnahmen die Betreuer zwei der vier Jungvögel und setzten sie Paaren mit 1 bzw. nur 2 Jungen zu. Beide wurden in ihrer neuen Umgebung flügge. Ob die verbliebenen ebenfalls flügge wurden, konnte nicht festgestellt werden. Immerhin fand sich im Höhlenbaumbereich später eine Steinkauzrupfung.

Ein hoffnungsvoller Beginn war das Jahr 1992 auf jeden Fall. Von den 7 Freilandbrutpaaren konnten 4 – 5 erfolgreich insgesamt mindestens 9 Junge aufziehen.

1995 fand keine Brut statt und nach dem strengen Winter 1995/96 konnten die Betreuer Dierk, Gronau, Machens und Möller keinen frei lebenden Steinkauz mehr feststellen.

 

 

 

 

f) Auswilderungsprogramm Sossmar (Landkreis Peine) - die nachfolgende Darstellung des Projekts beruht auf den Aufzeichnungen von Wolfgang Dierk):

 

1991 

Im Frühjahr wurde auf dem Gelände des Wasserhauses (Pumpstation) in der Feldmark Soßmar eine Zucht – und Auswilderungvoliere errichtet (Edmund Machens, Wolfgang Dierk) und mit einem Steinkauzpärchen besetzt. Die Fütterung fand morgens vor der Arbeit und am Spätnachmittag statt. Vier Jungvögel erbrütete dieses Paar.War das ein Auftakt!

Bevor Alt - samt Jungvögel im September freigelassen wurden, standen genügend Niströh-

ren im größeren Umfeld des Auswilderungsplatzes zur Verfügung. Mit beginnender Dämmerung zeigten sich die Käuze, besetzten die angebrachten Warten und jagten nach Beute. Schnell hatten sie begriffen wie man das anstellt. In der Voliere wurde weiterhin Nahrung (Küken) angeboten.

 

1992

 

Errichtung einer weiteren Zucht – u. Auswilderungsvoliere im Spätwinter auf dem Grundstück der Kläranlage in Soßmar (Edmund, Wolfgang) die im Frühling mit einem Zuchtpaar besetzt wurde. Zwei Jungvögel samt Elterntiere wilderten wir im Frühherbst aus.

 

1. Freilandbrut:

 

Im März nahm ein Pärchen die Niströhren am Wasserhausgebäude ein. Bei einer Kontrolle stellte sich heraus, dass ein Weibchen aus Eiklingen (Landkr. Celle) zugeflogen war. Drei Jungkäuze flogen aus. Dieses war die erste erfolgreiche Freilandbrut.

 

2. Freilandbrut 

Ein weiteres Brutpaar hatte eine Niströhre ca. 1000m westl. des Wasserhauses in einer Kopf-

Baumreihe (Gemarkung Hohenhameln) bezogen. Ständig war ich (Anm.: Wolfgang Dierk als Verfasser) in meiner Freizeit vor Ort und beobachtete das Verhalten der einzelnen Paare. Bei einer Kontrolle des Nistkastens mit Bernhard (Anm.: Möller) und Edmund lagen zwei Käuzchen tot im Nest. Ihr Alter betrug ca. zwei Wochen. Da die Alttiere überwiegend Regenwürmer verfütterten und diese auf einem Rübenacker erbeutet wurden, lag die Vermutung nahe, dass Vergiftung durch Spritzmittel oder vielleicht auch Nahrungsmangel die Todesursache war. Die Enttäuschung war groß.

 

3. Freilandbrut

 

Ein weiteres Paar mit vier Jungen fanden Edmund und Bernhard in einem alten Apfelbaum, 500m nördlich vom Borsumer Biotop am Bruchgraben. Ein Altvogel dieses Paares hatte man Bernhard als Verkehrsopfer gemeldet. Weil jetzt ein Altvogel die Aufzucht übernehmen mußte, entschieden wir uns, zwei Juv. dem Paar auf der Kläranlage in Soßmar in den Kasten zu legen. Dieses Paar versorgte nun 4 Juv. Diese Vögel wilderten wir im Herbst aus.

 

Rötzum  

Im Dezember Bau einer Auswilderungsvoliere (gemeinsam mit meiner Frau) in der Wiese neben dem Hof des Landwirten Hans Harbord. Nach meiner Anfrage war Herr Harbord, selbst Jäger, aber auch ein guter Vogelkenner, sofort mit unserem Vorhaben einverstanden.

1993

 

Rötzum

 

Im März Einsetzen eines Pärchens in die Rötzumer Voliere. Das Füttern der Käuze übernahm Herr Harbord. „Sie wollen doch nicht jeden Tag von Soßmar nach Rötzum kommen“, so H.H. zu mir.

 

Wasserhaus Soßmar

 

1. Freilandbrut

 

Brut in einer Niströhre am Gebäude der Pumpstation mit drei Jungkäuzen.

 

2. Freilandbrut.

Eine weitere Brut, ca. 400m östl. des Wasserhauses in einer Niströhre, angebracht im Geäst einer Solitäreiche, erbrachte zwei Jungkäuze, die jedoch kurz vor dem Ausfliegen ein-

gingen. Ursache: unbekannt. Während der Aufzuchtzeit pflügte der Landwirt auch noch die Wiese um, die den Käuzen u. a. als Nahrungsquelle dienen sollte.

 

3. Freilandbrut

 

Ein Pärchen schritt in der geöffneten Voliere auf dem Gelände der Kläranlage Soßmar zur Brut. Zwei Jungkäuze flogen aus.

 

Zwei weitere Jungkäuze wilderten wir 100m nördlich Rötzum aus. Ein Vogel wurde aus Sangershausen, (Reg. Bez. Braunschweig) als Verkehrsopfer zurückgemeldet, d.h. 54Km OSO vom Auswilderungsort entfernt.

 

1994

 

1. Freilandbrut

 

Freilandbrut im Nistkasten am Wasserhausgebäude. Ein Jungvogel flog aus.

 

Kläranlage

 

Auf dem Gelände zeigte sich im Laufe des Jahres nur ein Steinkauzmännchen.

 

1995

 

Freilandbrut

Brut in einem Nistkasten unter dem Dachvorsprung des Kläranlagengebäudes. Vier Jungkäuze flogen aus.

 

Winter 1995/96

Das Brutpaar der Kläranlage hielt sich im Winter ca. 800m SÖ des Brutplatzes am Bruch auf. Bedingt durch die lange Schneelage (Nahrungsmangel) fanden wir das Weibchen als Rupfung und das Männchen völlig abgemagert tot auf.

 

1996

 

Keine Brut im Auswilderungsgebiet bekannt!

 

Am 08. Febr. rief H. Böker (Soßmar) bei mir an und berichtet, daß er am „Alten Bruch“ einen Steinkauz in einer Kopfweide gesehen habe.

09. Febr. Kontrollgang zum „Alten Bruch“. Fand im von H. Böker genannten Bereich eine

Steinkauzrupfung. In der Höhle einer Kopfweide, ganz in der Nähe der Rupfung, lagen Steinkauzgewölle und eine Amselrupfung.

19. Febr.Der Steinkauz in meiner Voliere am Wohnhaus ruft. Es wird Frühling.

 

1997

 

11. Sept. Vier Steinkäuze wurden in meiner Voliere am Wohnhaus groß und innerhalb der Ortschaft Soßmar ausgewildert.

Am 31.Dez. fand W. Schipp (Sossmar) einen dieser „Ausgewilderten“ im Schornstein seines Kamins. Durch Kratzgeräusch war W.Schipp aufmerksam geworden. Der Kauz befand sich in guter körperlicher Verfassung. Am Abend bekam er Freiflug.

Einige Tage war der Kauz auf dem Schornstein eines alten Wohnhauses am Ortsrand (Wohnhaus A. Lischkeit) zu beobachten. Dank einiger Streuobstwiesen und alter Gärten ist die Nahrungsgrundlage vermutlich vorhanden und es bleibt zu hoffen, daß nach erfolgreicher Partnersuche eine Brut stattfindet.

 

2001

 

Im April berichtete mir Herr Harbord (Rötzum), daß seine Tochter auf dem Jagdansitz 1000m nördl. des Ortes , wie auch schon im März, einen Steinkauz beobachten konnte (glaubwürdig).

 

Wolfgang Dierk

Soßmar, den 12.03.1998

Überarbeitet am 26.10.2012

 

 

4) Bewertung:


Das bestehende Engagement, den Steinkauz in der der Börderegion wieder anzusiedeln, war positiv zu bewerten und verlangte allen ehrenamtlich Tätigen großen Einsatz und Energie ab. Wolfgang Dierk sagt hierzu: "Wir waren mit Herzblut bei der Sache."

Gleichwohl musste schließlich aufgrund der zu geringen Ausflugsrate (sie betrug 1,57 juv. pro Brutpaar) letztlich der Ansiedlungsversuch als gescheitert betrachtet werden. Zum Erhalt der Population reichte diese Reproduktionsrate nicht aus. Es ist anderweit errechnet worden, dass in stabilen Populationen in Mitteleuropa aufgrund der errechneten Mortalitätsraten jedes Paar jährlich 2,35 ausfliegende Junge produzieren muss.

Zu den Verlusten, die die kleine ausgewilderte Population zuvor schon durch Straßenverkehr, Steinmarder und Rohrweihe (Schoppe, S. 271 mwN) erlitten hatte, kam sicherlich entscheidend hinzu, dass die örtlichen Lebensbedingungen sich dauerhaft so nachteilig verändert haben, dass die Steinkäuze hier keine Lebensgrundlage mehr fanden.

 

 

5) Was müsste sich ändern, um hier eine positive Wendung herbeizuführen ?

 

Schauen wir uns den Lebensraum an, den der Steinkauz bewohnt: er hält sich vor allem auf kopfbaumreichen Wiesen- und Weideflächen, auf Streuobstwiesen mit altem Baumbestand, aber auch, innerhalb von Ortschaften, in Gärten, vor allem in großen, alten Obstgärten oder in Parks auf. Vermehrtes Fällen von höhlenreichen Kopfweiden und alten Obstbäumen, der intensive Einsatz von Insektiziden sowie die früher zeitlich mit dem Verschwinden des Vogels einher gehende Umwandlung von Grünland in Ackerland und damit der Rückgang oder vollständige Verlust von extensiv genutzten Mähwiesen und Weiden sowie die Sanierung und Modernisierung alter Gemäuer in den Ortschaften nahmen dem Steinkauz immer mehr Brutmöglichkeiten und verknappten seine Ernährungsbasis.

 

Hauptsächlich in den 1960er und 1970er Jahren fielen zahlreiche Streuobstwiesen, die bis dahin die meisten Siedlungen zur freien Landschaft hin begrenzten, den Neubaugebieten der Städte und Gemeinden zum Opfer. Eine Zeit lang wurden in Obstanbaugebieten darüber hinaus sogar Rodungsprämien von der EU gezahlt, denn der Apfelanbau auf Hochstämmen sollte den profitableren Obstplantagen mit niedrigwüchsigen Bäumen weichen. Der Rückgang der Streuobstflächen ist in erster Linie der Ausweitung der kommunalen Siedlungsplanung zuzurechnen und Hauptursache dafür, dass der Steinkauz selten geworden bzw. strichweise ganz verschwunden ist.

 

Bislang haben wir in Borsum erfolglos versucht, partiell dieser Entwicklung entgegen zu steuern. In unmittelbarer Ortsnähe sollte in Kooperation von 3 Vereinen eine Fläche durch Anlegen einer Streuobstwiese aufgewertet werden. Es hätte eine beispielhafte Kooperation im dörflichen Umfeld werden können. Leider scheiterte dieses Projekt bislang daran, dass die Flächeneigentümerin, die an für sich Maßnahmen zur Bewahrung der Schöpfung begrüßt, sich noch nicht dazu durchringen konnte, auf ihren eigenen Flächen damit zu beginnen, den verbalen Verlautbarungen Taten folgen zu lassen. Schade eigentlich.

 

6) Forderungen zum Schutz

Systematische Biotopverbesserungen und Nutzungsänderungen könnten eine langsame Wiederausbreitung der Art bewirken. Doch scheint dies in Anbetracht der teilweise sehr kleinen, isolierten Restpopulationen recht schwierig. In Deutschland ist vor allem das Kerngebiet des Steinkauzes am Niederrhein konsequent zu erhalten und in seiner Qualität für den Steinkauz weiter zu verbessern. Extensiv genutztes Grünland wie Mähwiesen, Streuobstwiesen und Weiden muss dabei langfristig gesichert werden. Agrarförderprogramme, die entsprechende Anreize bieten, sind zu fordern und umzusetzen.

 

 

 

Dokumente und Fotos zu dem Auswilderungsprogramm

Wolfgang Dierk und Reinhard Gronau haben freundlicherweise aus ihren privaten Beständen Fotos und Texte zur Verfügung gestellt, so dass wir in der Lage sind, dieses Projekt näher zu dokumentieren.