Der Ortsberg - ein Refugium für seltene Acker"un"kräuter

botanische Exkursion in Alfeld

10.07.2016

 

 

Die Äcker am Südhang des Ortsberges bei Langenholzen waren das Ziel einer Gemeinschaftsveranstaltung der Seniorenakademie Alfeld und des Ornithologischen Vereins zu Hildesheim*. Rund 20 Interessierte aus Gronau, Alfeld, Algermissen, Harsum und Hildesheim erkundeten unter Leitung von Bernd Galland die ungewöhnlich artenreiche Flora  der Feldflur.  

 

Ein neues landwirtschaftliches EU-Förderprogramm ermöglicht den Anbau von Getreide ohne Dünger und Pestizide mit dem Ziel, die Ackerbegleitflora zu erhalten. Hierbei ist es wichtig, dass bereits eine botanische Erhebung der im jeweiligen Areal vorkommenden Arten vorliegt. Diese Voraussetzungen sind in Langenholzen aufgrund der dort bereits seit rund 25 Jahren  aktiv betriebenen Naturschutzarbeit gegeben.

Schon auf dem im Erstjahr umgestellten Acker finden sich neben dem auffälligen rot  leuchtenden Klatschmohn bereits Feldsalat, Acker- Frauenmantel, Vergissmeinnicht, Schlitzblättriger Storchschnabel, Rainkohl, Ehrenpreis, Saatwicke und Geruchlose Kamille. Beim Anstieg auf dem  Feldweg ist deutlich erkennbar, wie die Wuchsdichte des Getreides im oberen Bereich abnimmt. Hiervon profitiert auch die Feldlerche als Bodenbrüter, die uns mit ihrem trillernden Gesang erfreut. Die Feldraine der Graswege und die Brachfläche unterhalb einer Hecke zeigen sich mit zahlreichen Blüten: Witwenblume, verschiedene Kleearten, Weinberg- und Kohl-Lauch, Wilde Möhre, Schafgarbe, Pastinak, Wiesen-Flockenblumen, wilder Majoran und viele Arten mehr bieten den zahlreichen Schmetterlingen und anderen Insekten Nahrung.

Mit Blick über die abwechslungsreiche, von Hecken gegliederte Feldmark erfährt die Gruppe von der Entwicklung des Ackerbaus und der Kulturlandschaft. Der Naturschutz ist hier als ein Schutz der in langen Zeiträumen entstandenen Kulturlandschaft zu verstehen. Der Erhalt wird durch die Zusammenarbeit von Naturschützern und Landwirten gewährleistet.  Und so kann die Gruppe im oberen Feld eine im Umkreis von 50 Kilometern einmalige Vegetation finden. Neben häufigeren Arten wie Acker-Gauchheil, Kratzdistel, Stiefmütterchen und Ehrenpreis sind die in der sogenannten Roten Liste als stark gefährdet eingestuften Ackerbegleitkräuter namens Ackerhaftdolde, Venuskamm, Ackerröte, Kelch-Steinkraut, Kleiner Frauenspiegel , Sichelmöhre und Ackerrittersporn hier in außergewöhnlich großen  Beständen vorhanden.

 

Daran ist erkennbar, dass dieses Feld bereits etliche Jahre ohne den Einsatz von Spritzmitteln bewirtschaftet wird. Nur durch das Förderprogramm ist dies möglich geworden, denn den Ernteausfall gilt es auszugleichen. Der Nutzen liegt im Erhalt einer artenreichen, selten gewordenen Kulturlandschaft mit all ihrer Vielfalt, Schönheit und Lebendigkeit des Lebensraumes.

 

 

(Text mit freundlicher Genehmigung von

 

Annette Frank)

 

 

* Anm.:

Planung für den OVH: Verein für Naturschutz Borsumer Kaspel im OVH (Regionalgruppe)