Naturkundlicher Spaziergang im Hallertal (Eldagsen/Gestorf)

29.05.2022

(wk) Die heutige Exkursion führte uns etwas weiter aus unserem Vereinsgebiet hinaus in ein Naturschutzgebiet in dem Bereich zwischen Eldagsen und Gestorf bei Springe. Eine Teilfläche von 15 ha der insgesamt ca. 85 ha großen Fläche ist durch den Landkreis Hannover im Jahre 1986 unter Naturschutz gestellt worden (NSG-HA 115; VO v. 03.12.1986). 

 

Der Schutzzweck wird wie folgt beschrieben:

 

"(1) Das Naturschutzgebiet "Ziegeunerwäldchen" besteht überwiegend aus einem heute ungenutzten, teilweise durch frühere forstwirtschaftliche Nutzung sowie Bodenabbau beeinflußten, großenteils jedoch naturnahen Waldrest im Niederungsbereich der Haller. Dieser Wald wird geprägt durch größere, weitgehend gehölzfreie Feuchtbereiche mit Röhricht. Er ist umgeben von landwirtschaftlich genutzten Acker- und für den Niederungsbereich charakteristischen Grünlandflächen.

 

(2) Das Gebiet soll als ungestörter, von hohen Grundwasserständen geprägter Lebensraum für schutzbedürftige Arten oder Lebensgemeinschaften wildwachsender Pflanzen oder wildlebender Tiere erhalten, gepflegt und entwickelt werden."

 

Vor Ort trafen wir zufällig Thomas Maschke vom Verein Biotop-Management. Dem Verein gehören rund 33 Hektar, größtenteils östlich des Ziegeunerwäldchens gelegen, dazu kommen noch rund zehn Hektar im Eigentum des Vogelschutz-Komitees, die ebenfalls von Maschke betreut werden. Zusammen mit den rund 14 Hektar in der Hand des Springer Nabu bilden die Flächen ein großes Biotop inmitten bewirtschafteter landwirtschaftlicher Flächen.

 

Wobei hinzugefügt werden muss, dass das Wort "zufällig" in diesem Zusammenhang mit "hoch wahrscheinlich" übersetzt werden muss, denn Thomas Maschke ist sehr oft in diesem Gebiet anzutreffen, sei es arbeitend, sei es beobachtend. So hatten wir Glück, denn kaum jemand kann zu diesem Gebiet, dessen Vorgeschichte, seiner Entwicklung und den Zukunftsplänen mehr erzählen als er. 

 

Thomas Maschke benutzte sehr oft das Wort "Mosaik". Und dieses Wort beschreibt exakt seine Vorstellung davon, wie die anfangs ackerbaulich genutzte und ökologisch eher öde Fläche ein kleines Paradies für eine Vielzahl unterschiedlicher Arten von Fauna und Flora "rückgebaut" werden konnte bis hin zu dem angestrebten "Lebensraum Acker", wie es ihn früher gab, bevor die Intensivierung des Maschineneinsatzes in der Landwirtschaft die  vielfältigen Kleinstrukturen mehr und mehr beseitigte, die Betriebswirtschaft die Ökologie in der Landwirtschaft mehr und mehr verdrängte. Die Rückführung der Flächen in den "früheren" Zustand erlaubt durch die zunächst künstlich zu schaffenden Mosaikstrukturen, den ganz unterschiedlichen Lebensraumansprüchen der erwünschten Artenvielfalt gerecht zu werden. In diesem Gebiet fast wild lebende Schafe leisten dabei ihren Beitrag, das Gras schonend zu kürzen, damit auch die niedriger wachsenden Pflanzen ihre Chance behalten. 

 

Sehr interessant ist auch das Projekt der "Dreifelderwirtschaft".   Mit tatkräftiger Unterstützung eines Landwirts wird eine Teilfläche dreigeteilt. Auf einem Feld wird Wintergetreide, auf einem anderen Sommergetreide angebaut, das dritte bleibt ungenutzt (Brache). Dabei wechselten die Anbauformen jährlich, das Feld kann sich also in jedem dritten Jahr erholen. 


Dann kann man nur hoffen, dass sich die Artenvielfalt langsam von selbst wieder einstellt. Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass solche Gebiete durch einen entsprechenden Biotopverbund mit anderen "verkehrstechnisch" in Verbindung stehen, so dass sich über entsprechende Korridore (lineare Strukturen), die Rückzug und Ausbreitungsmöglichkeiten für Tiere und Pflanzen bieten, die erhoffte Zuwanderung einstellen kann. 

 

Lebensraum bieten für Flora und Fauna und der Verarmung der Artenvielfalt entgegenwirken: dieses Ziel verfolgt Maschke mit seinem Verein.

 

Dass man auch als einfacher Spaziergänger von der Arbeit der hier vor Ort tätigen Idealisten "profitieren" kann, zeigte unser kleiner Rundgang am Rande des Schutzgebiets mit vielfältigen Einblicken in dessen Kernbereich. So kamen die auch die mit ihren Gläsern "bewaffneten" Ornithologen auf ihre Kosten und erhielten jederzeit fachkundige Informationen zu ihren Beobachtungen. Eine kleine (nicht vollständige) Auflistung unserer ornithologischen Beobachtungen vor Ort:

 

Feldlerche

Goldammer

Mönchsgrasmücke

Kuckuck

Rotmilan

Weißstorch

Mehlschwalbe

Neuntöter (2 Paare)

Dorngrasmücke

Turmfalke

Mauersegler

Schwarzmilan

Grünfink

Schwarzspecht

 

 

Wir danken dem Ehrenamtler Thomas Maschke für seine Begleitung der Exkursionsteilnehmer und die wertvollen Informationen. 

 

 

 

Ornie-Rätsel (Ablichtung einer Tafel vor Ort):

Um welche Vogelart handelt es hier, die man in diesem Gebiet vielleicht auch mal hören kann? 

(Fotos: W. Kauer)

 

 

 

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