Festumzug durch Borsum

25.Mai 2014

Unser Motto "Lasst die Natur im Dorf"

 

(wk) Europawahl und Musikfest in Borsum: es gibt nicht allzu viele Gelegenheiten, so viele Borsumer "wandern" zu sehen.

 

Als Mitgliedsverein der Arbeitsgemeinschaft Borsumer Vereine sind wir natürlich der Einladung des Musikvereins gerne gefolgt und haben an dem großen Festumzug teilgenommen. Seit einigen Jahren verbinden wir unsere Teilnahme mit der Präsentation eines thematischen Anliegens. Sei es der Hinweis auf die drohende Zerstörung der kanalbegleitenden Grünstreifen durch einen umfänglichen Ausbau, sei es unser Eintreten für die Artenvielfalt oder anderen Themen unseres Vereinszwecks.

 

"Lasst die Natur im Dorf" war unser diesjähriges Motto.

 

Versteht es sich nicht selbst, dass in einem Dorf die Natur "zuhause" ist?

 

Leider nein.

 

Paradox, aber dennoch zu beobachten ist, dass mittlerweile im Stadtrandgebiet die Artenvielfalt größer ist  als auf dem Land. Als Hauptursache des Artensterbens werden die Überdüngung landwirtschaftlicher Flächen und der Pestizideinsatz angesehen, die Bevorzugung bestimmter Nutzpflanzen vor der Erhaltung einer natürlichen Vielfalt. Und was noch letzterer übrig bleibt, nennen wir ‚Schädling' oder ‚Unkraut' und merzen sie aus.

 

Dies überträgt sich offensichtlich auch auf ländliche Lebensweisen. Der frühere Strukturreichtum der Dörfer ist geschwunden. Die modernen Garten- und Baumärkte sorgen auch hier dafür, dass in den Gärten anstatt standortangepasster heimischer Sträucher exotisches "Gebrauchsgrün" gepflanzt wird, mit dem die hiesige Fauna nichts anfangen kann. Gedankenloser Einsatz von Pestiziden und Dünger auch hier. Zudem wird "gepflastert und aufgeräumt", das Ergebnis dieser Bemühungen dann als "schön ordentlich" befunden (die Ausnahme bestätigt die Regel). 

 

Und damit schwinden auch im Dorf die Rückzugsbereiche für Tier- und Pflanzenarten, die bereits in der ausgeräumten Feldmark ihre Daseinsberechtigung verloren haben, weil sich Artenvielfalt und Ökonomieprinzip offensichtlich (noch) nicht so recht verstehen. 

 

Möglicherweise ist es gerade der sparsame Einsatz von Düngemitteln (wer braucht schon ein üppiges Wachstum auf Verkehrsinseln und Grünstreifen) und das Fehlen des menschlichen Aufräumticks bis in den letzten Winkel, das  städtischen Bereichr zu "hotspot" der Artenvielfalt werden ließ. Vielleicht ist es auch der achtsamere Umgang des "urbanen Lebensgefühls" mit den Überbleibseln einer "heilen Natur", die diese Entwicklung unterstützt, der zurückhaltende (oder ganz verbotene) Einsatz von Pestiziden und Düngern, die verantwortungsvolle Pflege von Parks, Gärten, und Alleen. Das Nebeneinander von ruhigen Hinterhöfen, Friedhöfen mit altem Baumbestand, "vernachlässigten" Industriebrachen, innerstädtischen Gärten. Dieses verwirrende Nebeneinander von Refugien unterschiedlichster Ausprägung ist die perfekte Voraussetzung dafür, dass jedes Tierchen und jedes Pflänzchen das findet, was es zum (Über-)Leben braucht. 

 

So mischte sich ein fröhlicher Demonstrationszug zwischen bunte Vereinsabordnungen und Musikkapellen. Mit gereimten lustig-ernsten "Forderungen", dem Verschwinden des Strukturreichtums (und damit der Artenvielfalt) im dörflichen Bereich entgegen zu wirken,  bei zukünftigen politischen Entscheidungen die "intakte Natur" als Standortvorteil zu begreifen und nicht nur auf einen Ausbau der Infrastruktur und die Ausweisung von Baugebieten als "Zukunftsfaktor" zu setzen.

 

Der "Protestzug", dessen jüngste Teilnehmer aus den Reihen der NaturKids Samentütchen zur Belebung der pflanzlichen Vielfalt verteilten, stieß ganz überwiegend auf ein freundliches Echo. Vielleicht nicht bei jedem ... aber das waren dann auch genau die richtigen Adressaten unserer Idee.

 

Und hier die Texte unserer Schilder:

 

 

 

 

 

 

Unser Fotogalerie (zum Vergrößern der Fotos bitte anklicken):